25. März 2012

Jean Fouquet und die Madonna von Melun





Das oben gezeigte Diptychon war ursprünglich in der Kollegiatskirche zu Notre Dame in Melun ausgestellt.
Es wurde ungefähr im Jahre 1456 fertiggestellt und zeigt als Madonna die Mätresse von König Karl VII., Agnès Sorel die 1450 verstarb. Die Darstellung der Heiligen Mutter Gottes mit entblößter Brust, als „Maria Lactans“, war zu dieser Zeit üblich und wurde nicht als anstössig empfunden.
Die idealisierte Darstellung der Madonna entsprach dem Schönheitsideal, die Ähnlichkeit mit Agnès Sorel entsprach dem Geschmack, da die Mätresse als schönste Frau ihrer Zeit galt.
Die poetische Darstellung der Tag- und Nachtengeln um den Thron der Gottesmutter ist kaum vorher in ihrer farbigen Wirkung so eindringlich dargestellt worden.
Das linke Bild zeigt Etienne Chevalier den Auftraggeber der Gemälde und Protegeé von Agnes Sorel. Die Darstellung zu seiner Rechten ist der heilige Stephanus mit dem Attribut des Gesteinigten. Etienne Chavalier war „Trésorier“ der Krone und Agnes Sorel und ließ die Tafelbilder in Melun zu ihren Ehren erschaffen.
Auffällig ist die Unausgewogenheit der Bildkomposition die in den ungleichen Hintergründen zu sehen ist. Meiner Meinung ist das Diptychon ursprünglich als Triptychon geplant und vielleicht auch ausgeführt worden.
Die Frau von Chevalier, Cathérine Budé verstarb 1452 und die Grabstelle befand oder befindet sich in der Kirche von Melun. Mit einem rechten Flügel, der, analog dem linken, Cathérne Budé mit ihrer Heiligen, der Katharina, nach links gewendet zeigen müsste, würde sich die Gesamtkompostition zu einem harmonisch geschlossenen Kreis bilden.

Die lebensgroße Madonna von Melun ist heute im Museum der schönen Künste in Antwerpen und das Bildnis des Etienne Cheavalier in der Berliner Gemäldegalerie zu bewundern.