14. Juni 2011

Der Kopf von König Heinrich


Lange nach seinen Tod, wurde der Schädel von Henri IV. aus St. Denis entwendet, und noch heute finden sich Grabräuber und andere selbsternannte Jäger „der verlorenen Schätze“ und melden sich mit abenteuerlichen Funden.
Die Geschichte über den Schädel von Henri IV. reicht bis in die Zeit der Französischen Revolution zurück, als das Grab des König geöffnet wurde und sein Leichnam am Portal von St. Denis ausgestellt wurde. 1793 wurden die Gräber der Könige geöffnet und die Überreste in ein Massengrab geworfen. Der Beauftrage der schönen Künste, Monsieur Lenoir, der ein überzeugte Republikaner war, kam seiner Sammelleidenschaft nach und entwendete zahlreiche Knochen aus der Nekropole.
In seinem Nachlaß fanden sich ein Schulterblatt von Hugo Capet, ein Oberschenkelknochen von Karl V., einer Tibia* von Karl VI., einem Wirbelknochen von Karl V. und eine Rippe von Philipp dem Schönen ... Ob er auch den Kopf von Henri IV. beiseite geschafft hat? Niemand kann das heute mehr sagen.
1793 wurde von dem noch gut erhaltenen Kopf eine Totenmaske, von einen gewissen Comparot, angefertigt, die in etwa der untenstehenden Abbildung ähnelt. Die Totenmasken gibt es in verschiedenen Ausführungen auch ohne Bart, da ein Revolutionssoldat dem Leichnam den Schnurrbart abschnitt und ihn sich selbst anklebte und behauptete er werde nie wieder einen anderen Bart tragen.
Wenig später schenkte er ihn seiner Freundin, die ihn sorgfältig aufbewahrte. Als sie hochbetagt starb, glaubten die Hinterbliebenen, daß es sich um einen Liebespfand handelte und warfen den Schnurrbart von König Henri ins Feuer.
Als Ludwig XVIII. im Jahr 1815 das Massengrab seiner Ahnen öffnen ließ, fand man Heinrich IV. ohne Kopf.
Im Jahre 1919 wurde der angebliche Schädel von Henri IV. im Hotel Drouot versteigert.
Den Schädel ersteigerte ein Kunsthändler namens Bourdais der sein Geschäft am Montmatre betrieb und zeitlebens damit beschäftigt war die Echtheit der Reliquie feststellen zu lassen. Im frühen 19. Jahrhundert stellen Anthropologen fest, der im Hotel Drouot versteigerte Schädel sei lange nach dem Tod seines Besitzers vom Rumpf getrennt worden war. Nach ihrer Ansicht gehörte der Kopf einem Mann von etwa fünfundfünzig Jahren, der zu Beginn des 17. Jahrhundert eines gewaltsamen Todes gestorben ist.
Trotz dieser Beweise war es dem Kunsthändler Bordais nie gelungen, den Schädel offiziell anerkennen zu lassen. Die Einkaufskommision des Louvre, der der Händler bei seinem Tod im Jahre 1947 die Reliquie vermachte, verweigerte das Legat, und das Erbe ging an die Schwester des Verstorbenen über. Diese bewahrte ihn jahrelang, in ein Tuch gewickelt, unter ihrem Bett auf kramte ihn nur zum Hausputz hervor.
So ist der heute erbärmliche Zustand der Reliquie erklärbar, sofern es sich um den gleichen Schädel handelt, der im folgenden Beitrag zu sehen ist.



*Tibia - Schienbein