4. Februar 2010

Malettke und die Bourbonen




Heute will ich euch das Werk von Klaus Malettke über Louis XV. und Louis XVI. näher vorstellen.
Ich werde eine Buchbeschreibung aus meiner persönlichen Sicht abgeben, und entscheidet selbst ob sich die Lektüre für euch lohnt.

Zur Person von Klaus Malettke *1936 ist zu sagen, daß er bis 2001 als Professor für neuere Geschichte an der Philipps Universität Marburg tätig war. 1992/93 unterrichtete er zwei Semester an der Universität IV-Sorbonne und hatte Gastprofessuren in Paris Nanterre, Poznan (Posen), und Versailles-Saint-Quentin.
1998 Wurde er Ritter und 2005 Offizier der französischen Ehrenlegion.
Er verfaßte auch Werke wie: „Ämterkäuflichkeit; Aspekte sozialer Mobilität im europäischen Vergleich“ und "Ludwig XIV. von Frankreich: Leben, Politik und Leistung".


Der chronologische Aufbau des Buches mit dem Literaturverzeichnis und dem Personenregister ist vorbildlich und Malettke nutzt die Möglichkeiten sofort im Text Personen und Quellen anzuführen. Der Lesefluß wird dadurch gestört, aber daher ist es nicht nötig Fußnoten zu lesen. Malettke ist ein Freund der Klammer, der kursiven Textkmarkierung und langer Schachtelsätze, wie ihr aus dem folgenden Satzbeispiel ersehen könnt:

Im Jahre 1785 faßte eine Gaunerbande und der Führung von La Motte (Jeanne de Luz de Saint-Rémy de Valois, comtesse de La Motte, 1756-1791), eine Nachfahrin eines illegitimen Sohnes König Heinrich II. (1547 – 1559) und wahrscheinlich Geliebte des Kardinals und Erzbischofs von Straßburg, Ludwig von Rohan (Louis René Eduard, prince de Rohan-Guémenée, 1734-1803, der es dank ihrer Verbindungen gelungen war, Zugang zur Versailler Hofgesellschaft zu erlangen, den Entschluß, mit Hilfe eines Tricks das Kollier in ihren Besitz zu bringen und danach dessen Diamanten und sonstige Einzelteile zur veräußern.

Malettke Klaus, Bourbonen Teil 2, Seite 198


Madame La Motte war nicht die alleinige Anführerin, die so eine riskanten Schwindel durchführen konnte und mit ihren angeblichen Verbindungen zur Hofgesellschaft war sie in Versailles so gut wie unbekannt. Auch der "frühe" Tod Heinrich II. fällt aufmerksamen Lesern auf. Ein illegitimer Sohn mit 12 - Respekt, wenn das richtige Geburtsjahr Heinrichs nicht 1519 wäre.;)

Die Biographie von den beiden Bourbonen sind auf 260 Seiten zusammen gefaßt. Genau 100 Seiten sind der 51jährigen Regentschaft Louis XV. gewidmet. Für Louis XVI. bleiben da nur 89 Seiten bis zum Ausbruch der Revolution. Die restlichen 60 Seiten begleiten Louis Auguste auf seinen langen Weg auf das Schafott.
Seine Quellen, Zitate, Personen und Fußnoten sind korrekt geschrieben, sobald Malettke den engen Pfad des Historiker verläßt, fällt auf, wie er eine stille Verbeugung vor der „Grand Nation“ andeutet. Zum Charakter Louis XV. bemerkt Melettke, „er sei ein sehr komplexer Mensch mit einem schwierigen Charakter“
Das Verhältnis zu Preußen, die Verdienste der Madame Pompadour in der Politik von Louis XV. und andere wichtige Persönlichkeiten wie Kardinal de Bernis und Moritz von Sachsen werden nur am Rande erwähnt.
Die kritische Rolle der Parlamentsgerichtshöfe, die im vorigen Beitrag beschrieben wurde, umschreibt Malettke diplomatisch mit:

„Die meisten Historiker stimmen in dem Urteil überein, daß die Rückberufung und Wiederherstellung, der „alten“ Parlamente ein „entscheidender Fehler des Monarchen, die zentrale Weichenstellung für das Ende des Ancien Régime war; denn diese Restauration „der negativen Macht der Privilegierten“ machte das Regime unfähig zu jeglicher Reform, da die Parlamente, die aus Räten bestanden, welche die Privilegien verteidigten, „jeden ernsthaften Versuch einer Reform der politisch-sozialen Strukturen, jede Anstrengung, den monarchistischen Staat den neuen wirtschaftlichen und finanziellen Notwendigkeiten anzupassen, verhinderten“ (Méthivier)“.

Malettke Klaus, Bourbonen Teil 2, Seite 136




Geschickt schafft es Malettke seine eigene Meinung mit der von Hubert Méthivier in ein und dem selben Satz zu verbinden. So viele Gänsefüßchen , hinterlassen beim interessierten Leser bloß ein
(„...“-)?

Alles in Allem muß man die Trilogie als Gesamtwerk betrachtet werden. Wenn man sich von komplizierten Satzgebilden nicht verwirren läßt, ist die jüngere Geschichte Frankreichs von Henri IV. bis Louis XVIII. kompakt in wenigen Tagen durch zu lesen.