20. Januar 2010

Marie Antoinette auf dem Weg in die Conciergerie

Am 1. August 1793 beschloß der Konvent auf einen Bericht Barrères hin, daß Marie Antoinette vor das Revolutionstribunal gewiesen und sofort in die Conciergerie gebracht werden solle.

Marie Therese, die Tochter der Königin beschreibt die letzen Augenblicke mit Ihrer Mutter wie folgt:

„Am 2. August um 2 Uhr morgens“ erzählt die Prinzessin, „weckte man uns, um meine Mutter den Beschluß des Konvents vorzulesen, der anordnete, sie solle in die Conciergerie gebracht werden, damit man ihr den Prozeß mach. Sie hörte diesen Beschluß an, ohne sich zu rühren und ohne ein Wort zu sagen; meine Tante und ich baten sofort, meiner Mutter folgen zu dürfen, aber man gewährte uns diese Gnade nicht. Während sie ihre Kleider zusammenpackte, wichen die Muncipialbeamten nicht von ihr; sie war sogar genötigt, sich vor ihnen anzukleiden. Sie verlangten ihre Taschen zu sehen, sie wies sie ihnen vor; sie durchsuchten dieselben und nahmen alles heraus, obwohl nicht Bedeutendes darin war. Sie machten daraus ein Paket und sagten, sie würden es an das Revolutionstribunal schicken, wo man es vor ihr öffnen werde. Sie ließen ihr nur ein Sacktuch und ein Richfläschchen, aus Furcht sie könnte ohnmächtig werden.
Nachdem mich meine Mutter zärtlich umarmt hatte, empfahl sie mir, Mut zu fassen, meine Tante zu pflegen, und ihr wie einer zweiten Mutter zu gehorchen und erteilte mir dieselben Lehren wie mein Vater; dann warf sie sich meiner Tante in die Arme und empfahl ihr ihre Kinder. Ich antwortete ihr nichts, so war ich von dem Gedanken betroffen, sie das letzte mal zu sehen; meine Tante sagte einige ganz leise Worte zu ihr. Hierauf ging meine Mutter fort, ohne die Augen auf uns zu richten, jedenfalls aus Furcht, es könnte sie ihre Festigkeit im Stich lassen.
Unten im Turm fand noch ein kurzer Aufenthalt statt, weil die Municipalbeamten ein Protokoll aufnehmen mußten, um den Türwächter der Verantwortlichkeit für ihre Person zu entheben. Als sie hinausging, stieß sie mit dem Kopf an ein Pförtchen, da sie vergaß sich zu bücken; man fragte sie, ob sie sich weh getan hätte. „Oh nein!“ antwortete sie, „nichts kann mir jetzt noch weht tun.“


„Récit des événements arrivés au Temple“ p.46 - 49