15. März 2010

Iphigénie en Tauride



Im Jahr 2008 bekamen wir in Wien die Oper Orfeo ed Euridice von Christoph Willibald Gluck zu Gehör.
Das Theater an der Wien gibt nunmehr die Oper Iphigénie en Tauride und zwar im französchen Original. Wenn ihr die Aufführung verpasst habt, empfehle ich euch die CD mit Richard Croft und Mireille Delunsch aus dem Jahr 1999 in einer Inszenierung von Marc Minkovski, die CD ist bei Amazon erhältlich und bei you tube anzuhören.
Orfeo ed Euridice kam in Paris nur mit der Hilfe und dem Schutz von Marie Antoinette zustande. Gluck war in Wien der Gesanglehrer der jungen Marie Antoinette.
Die Inszenierung von Orfeo und Euridice in Paris war für Gluck sehr nervenaufreibend, den die Musik war 1774 für die konservativen, französischen Ohren ungewöhnlich und für die Beteiligten wie Chor, Ballett und Orchester anspruchsvoll zu spielen.
Das Spätlingswerk der Künstlers, Iphigénie en Tauride fünf Jahre später entstanden, wurde bei seiner Uraufführung in Paris ein triumphaler Erfolg .


Die Geschichte des Tantalidenfluchs um Rache, Hass, Opferung, tödliche Verstrickungen und Mord hat über die Jahrhunderte hinweg nichts von ihrer grausamen Faszination eingebüßt.

Unzählige Dramatiker, Autoren und Komponisten beschäftigten sich mit dem düsteren antiken Familiendrama des Heerführers Agamemnon, seiner Frau Klytämnestra und ihren Kindern Iphigenie, Orest und Elektra.

Auch das von Nicolas-François Guillard nach Euripides verfasste französische Libretto zu Christoph Willibald Glucks Oper Iphigénie en Tauride birgt auf seelische Erschütterung abzielendes Gefühls- und Konfliktpotenzial.

Vor der Opferung durch den Vater wurde Iphigénie gerettet. Nun lebt sie auf der Insel der Taurer und hat die Aufgabe, jeden Fremden zu töten, der hier Zuflucht sucht.

Der blutige Untergang ihrer Familie verfolgt sie in ihren Träumen. Sie weiß nicht, dass ihr Bruder Oreste dem Morden entkommen konnte. Nach Jahren sieht sie ihn und seinen Freund Pylades, die in Gefangenschaftder Taurer geraten, wieder.

Doch die Geschwister erkennen einander nicht. Da der Unbekannte sie aber an Oreste erinnert, beschließt Iphigénie, ihn zu retten. Aber er will an Pylades’ Stelle sterben. Während der Opferhandlung erkennen die Geschwister einander.

Als Thoas, der König der Skythen, Oreste töten will, erscheint plötzlich Pylades und ermordet den König. Das Volk besingt den dämmernden Frieden und das Ende der kriegerischen Zeiten bei den Taurern.

1779 erlebte Gluck in Paris mit der Uraufführung der Iphigénie en Tauride den größten Erfolg seines Lebens.

In diesem Werk gelang es dem ambitionierten Komponisten, seine Reformgedanken bis zur letzten Konsequenz umzusetzen und dem musikalischen Theater wieder mehr Wahrhaftigkeit zu schenken.

Sein Blick auf den antiken Mythos ist ein Plädoyer für die Werte der Humanität; zugleich stieß Gluck mit Iphigénie en Tauride das Tor zum modernen Musikdrama auf.

6. März 2010

Marie Antoinette und Ihre Freunde

Marie Antoinette hatte eine Reihe von selbst erwählten Freunden, die oft in ihrer Nähe anzutreffen waren.

Einige kennen wir schon näher wie Baron Besenval oder duc de Lauzun. Andere wie Herzog Noailles, Esterhazy und Graf Rosenberg die weniger bekannt waren, zählten zum vertrauten Kreis von Marie Antoinette.
Da Marie Antoinette schon früh Ihren Vater, Franz Stephan von Lothringen verloren hat, suchte sie in jungen Jahren die Nähe von Männern die sie an ihre Kindheit erinnerten. Nicht immer war diese Freundschaft von beider seiten gleich stark gewünscht. Den ein zu große Nähe und Anhänglichkeit zur Königin rief viele Neider auf den Plan und Verleumdungen waren üblich.
Die Gefahr für Franzosen, die zur Gänze von der Autorität des König abhängig waren, war enorm. Eine Verbannung für ein Vergehen, wie eine unbedachte Bemerkung, und man mußte Versailles, oft für immer, verlassen.
Eine Verbannung auf die eigenen Güter war noch eine gelinde Strafe. Eine Verbannung aus Paris oder gar aus Frankreich war schon weitreichender. Zur Verbüßung einer Haftstrafe gab es erschwerend, Strafkolonien, "Heilanstalten" wie die Salpêtrière, Strafgaleeren und die Bastille, alles Orte wo man sich nicht hin wünschte. Die Gefängnisse waren in der damaligen Zeit, so wie noch heute in Frankreich, berüchtigt.
So hatte auch Marie Antoinette die Angewohnheit Menschen die ihr unsympathisch wurden, aus Versailles zu verbannen, was für Betroffene die ohne Vermögen waren, mit großen finanziellen Verlusten verbunden war, den die Hofämter waren oft das einzige Einkommen.

So hatten die Freundschaften zu Marie Antoinette immer den Hauch von Gefahr und Vergänglichkeit. Ausländische Freunde wie Fersen, Besenval oder Rosenberg standen unter den persönlichen Schutz der Königin und konnten jederzeit in ihre Heimat zurück kehren.


An den Herrn Grafen von Rosenberg! 17. April 1775

Herr Graf, sie sehen hier, wie gerne ich mit ihnen plaudere und mögen sie daraus erkennen, welches Vergnügen mir Ihr Brief bereitet hat. Solange man in Wien allerlei Geschichten über mich zu Ihnen trägt, will ich ganz ohne Sorge sein, denn Sie kennen Paris und Versailles und haben Ihr Urteil als Augenzeuge gebildet. Wenn ich irgend einer Fürsprache bedürfte, würde ich mich ruhig an Sie wenden. Im Vertrauen würde ich Ihnen noch mehr eingestehen, als Sie zu meinen Gunsten vorgebracht haben; so teile ech nicht ganz den Geschmack des Königs: er liebt die Jagd und handwerksmäßige Beschäftigungen. Sie werden zugeben, daß ich mich in einer Schmiede nicht gut ausnehmen würde; den Vulkan könnte ich dort nicht abgeben und die Rolle der Venus würde ihm gewiß mehr als meine Vergnügungen mißfallen, gegen die er nicht einzuwenden hat*.
Mit Ausnahme des gichtgeplagten Conti haben sich alle Prinzen wieder eingefunden; er selbst hat sich durch seine Nichte bei mir lebhaft entschuldigen lassen; von der ganzen Geschichte spricht auch kein Mensch ein Wort mehr.
Wir leben jetzt ganz anders als im Karneval. Erstaunen Sie und bedauern Sie mich. Bei den Messen und Beichten des Karwoche habe ich mich heftiger erkältet als je auf einem Balle. Sie finden das natürlich ganz in Ordnung. An den Montagen sind jetzt bei mir ganz reizende Konzerte. Nichts von Hofregel; ich fange dort abwechselnd mit einigen anderen Damen eines kleinen Kreises; auch mehrere nette, ältere Herren sind mit dabei, so: Herr von Duras, der Herzog von Noailles, der Baron Besenval, Esterhazy und die Herren von Polignac und Guémenée mit noch zwei oder drei anderen. Das Konzert dauert ungefähr drei Stunden, bis neuen Uhr, und allen vergeht die Zeit wie Fluge.
Es tut mir sehr leid, daß Sie durch so triftige Gründe von der Weiterreise abgehalten sind, mein Bruder ist darum recht zu bedauern. Hoffentlich haben Sie ihm vor seiner Abreise einen wackere Predigt gehalten; wie Sie wissen, muß man sich, um ihn aufrütteln, ein wenig lebhaft ausdrücken. Gott gebe es, daß Sie damit etwas erzielt haben. Sie entschuldigen sich umsonst, daß Ihr Brief so lang geworden ist. Sie müssen mich für sehr unaufrichtig halten, wenn sie an meiner Freundschaft zweifeln oder daran, daß ich gerne einen Brief von Ihrer Hand erhalte. Schreiben Sie wieder einmal.

Antoinette


*Marie Antoinette umschreibt, mit der römischen Mytholgie, ihr Missfallen an den Hobbies ihres Gatten. Vulkan wird von seiner Gattin Venus mit Mars betrogen und Vulkan rächt sich an Venus durch ein grausames Zur Schau stellen ihres Ehebruchs, so in etwa ...

1. März 2010

Josephstöckl Teil II.

Ich habe euch schon im Oktober 2008 über die kleinen Schlösser der großen Fürsten berichtet. Das Josephstöckl von Kaiser Joseph II., Bruder von Marie Antoinette, habe ich besonders vorgestellt, da es fast keine guten Fotografien von diesen Schloß im Web zu finden sind.
Leider ist mir bei der damaligen Recherche ein Fauxpas unterlaufen. Ich habe das falsche Schloß abgebildet. Die Aufnahmen von dem alten Artikel zeigen ein Nebengebäude auf dem Areal des Augarten und die ehemalige Augarten Porzellan-Manufaktur, zeigen aber nicht das wirkliche Josephstöckl. Das ist öffentlich nicht zugänglich und ist von einer hohen Mauer umgeben.
Ich habe heute das schöne Wetter in Wien aus genutzt und die Wiener Sängerknaben die das Schloß für ihre Zwecke nutzen, gebeten, ein paar Aufnahmen für euch zu machen zu dürfen.