20. Juli 2009

Château de Rambouillet


Das Schloß Rambouillet bei Paris war ab 1783 in Besitz von Ludwig XVI.
Er kauft das Anwesen mit den Jagdgründen von insgesamt 200 Quadratkilometern von seinen Cousin duc de Penthièvre.
Der befestigte Wehrturm ist das Wahrzeichen des Schlosses und François I. verstarb am 31. März 1547 in dieser Feste.
Das Schloß Rambouillet befindet sich etwas 50 Kilometer südwestlich von Paris. Der Ursprung des Schlosses geht in das Jahr 1368 auf seinen Erbauer Jean Benier zurück.
Louis Auguste suchte eine Nebenresidenz für seine größer gewordene Familie und das reiche Jagdgebiet gab den Ausschlag zugunsten Rambouillet.
Marie Antoinette rief beim ersten Anblick des altertümlichen Schlosses:
"Comment pourrais-je vivre dans cette gothique crapaudière!"´*
Um die Königin versöhnlich zu stimmen betraute Louis Auguste, Huber Robert mit dem Bau einer Meierei bei Schloß Rambouillet.
Robert entwarf die Meierei als kreisrundes Gebäude. In der Mitte steht eine Statue der Nymphe Amalthea, die Zeus Ziegenmilch zu trinken gibt. Rings an den Mauern befinden sich weiße Marmormedaillons mit ländlichen Motiven wie Melken, Buttern Schafschur und Salzverteilung, außerdem zwei längliche Flachreliefs aus weißem Marmor mit klassischen Kinder- und Tierszenen. Die Themen waren offensichtlich speziell für Antoinettes Geschmack gewählt. Der französische Bildhauer, Pierre Julien, den Ludwig mit diesen Arbeiten beauftragt hat, schuf hier ein Meisterwerk spielerischer Unschuld.
Das Schloß hatte neben der Meierei eine bis in die heutige Zeit berühmte Merinoschafzucht.
Seit 1896 ist Rambouillet Sitz der französischen Präsidentschaft und öffentlich zugänglich.



*Das Zitat ist nicht eindeutig Marie Antoinette zuzuschreiben
Wörtlich übersetzt heißt es:
Wie soll ich in dieser mittelalterlichen Krötengrube leben?
Meine Übersetzung lautet:
Wie soll ich in diesen alten Dreckloch leben?

19. Juli 2009

Claude-Joseph Dorat

LES BAISERS

Quand neuf baisers m’auront été promis,
Ne m’en donne que huit, et, malgré ta promesse,
Soudain, échappe, ma Thaïs.
En la trompant, augmente mon ivresse:
Cours te cacher derrière tes rideaux ,
Dans ton alcove, asyle du mystère,

Sous l’ombrage de tes berceaux ;
Fuis, reparois, et ris de ma colère,
De berceaux en berceaux, de réduit en réduit,
J’épîrai de tes pas la trace fugitive,
Je t’atteindrai, tu seras ma captive :
Le bonheur double alors qu’on le poursuit.

Défends - toi bien, résiste avant que de te rendre ;
J’aurai beau gémir, t’accuser ;
Détourne avec art le baiser,

Quand ma bouche, avec art, sera prête à le prendre.
C’est ainsi qu’il est doux de se voir abuser.
Les huits premiers, accordés par toi-même,
Mettront le comble à ma félicité ;
Mais je mourrai de plaisir au neuvième,

Et sur-tout s’il m’est disputé.

VOM KÜSSEN

Hast du mir neun Küsse auch zugedacht,
Sollst trotz des Versprechens mir acht nur gewähren.
Rasch Thaïs, dann auf und davon dich gemacht!
Die Täuschung wird nur meinen Rausch noch mehren:
Lauf hinter den Vorhang, dich zu verstecken,
In deinem geheimnisdunklen Gemach,

Wo des Alkovens Schatten dich decken.
Flieh und komm wieder, mein Schmollen verlach!Von Versteck zu Versteck, von Laube zu Laube
Werd` ich deine flüchtigen Schritte erspähn,
Bald bist du gefangen, schon ist es geschehn,
O doppeltes Glück, wenn so ich mir´s raube.
Wehr gut dich, und sträub dich, eh schließlich du mein,
Laß ruhig seufzen und klagen mich,
Entziehe listig den Küssen dich,

Wenn listig mein Mund ein Räuber möchte sein.
Oh, süß sind solche Betrügerei´n!
Die ersten acht Küsse, wie´s abgemacht war,
Sie haben das höchste Glück mir gebracht;
Doch sterb ich vor Lust bei dem neunten gar,

Besonders wenn er mir streitig gemacht!


Dorat, geboren 1734, gestorben 1780 in Paris, war Jurist, wandte sich später der Literatur zu, begründete das Journal des Dames. Er schrieb Trauer- und Lustspiele, Romane, Fabeln und zahlreiche kleinere Dichtungen, von denen die "Epitres" und die galanten "Baisers" volkstümlich geworden sind.
Sein erotischer Briefroman "Sacrifices de l´amour" aus dem Jahr 1771 - Le sacrivices de l´amour ou lettres de la vicomtesse de Sennages et du chevalier de Versenay", wurde von duc de Lauzun besonders genannt. Er las Madame Czartoryska daraus vor und sah darin viele Gemeinsamkeiten mit seinem Leben und dem der Fürstin, die seine Geliebte war.

10. Juli 2009

Der Sturm auf die Tuilerien - Teil II.


In einen früheren Post habe ich euch schon die Ereignisse des 10. August 1792 aus dem Blickwinkel de Schweizer Garde berichtet. Jetzt habe ich interessante Dialoge dieser dramatischen Ereignisse gefunden, die ich euch vorlegen möchte.

Zur Erklärung:
Am 10 August wurde der königliche Palast der Tuilerien in Paris vom aufgebrachten Pöbel gestürmt. Für die Bewachung des Königs und seiner Familie waren 900 Schweizergardisten, 200 Edelleute und einige Kompanien treuer Nationalgardisten bereit. Die Familie flüchtete in die Nationalversammlung und die zurück gelassenen Truppen wurden massakriert oder festgenommen. Nur wenige entgingen diesen Gemetzel.
Da der König zu diesem Zeitpunkt keinerlei politische Macht mehr besaß, war der einzige Zweck der Erstürmung, die Tötung des König und seiner Familie.



Gegen 7 Uhr füllt eine kompakte Maße den Vedome-Platz und Feuillanten Terrasse.
Der Vortrab des Aufruhrs rückt über den Carrousellplatz; schon sind einige berittene Banditen auf der Zinne der Mauer, beobachten alles und rufen ihre Kameraden. Die Municipialbeamten lassen sich mit ihnen ins parlamentieren ein; ein großes Geschrei erwidert: „Absetzung oder Tod!“, Die Muncipalbeamten, der Oberkommandant, der Generalprokurator sind demoralisiert; sie gehen zum König hinauf. Schon in der Nacht hatte Roederer das Gutachten abgegeben, in die gesetzgebende Versammlung zu gehen.
„Mein Herr,“ hatte Marie Antoinette stolz geantwortet, „es sind Streitkräfte hier; es ist endlich Zeit zu erfahren wer die Oberhand behalten wird, der König und die Konstitution oder der Aufruhr.“ Der Generalprokurator hatte sich verneigt, aber seine Ansicht nicht geändert. Diesmal nehmen die Municipalbematen das Wort:
„Sire,“ sagt Leroux „der einzige Entschluß, den man fassen kann ist sich in die Mitte der Nationalversammlung zu flüchten; man muß sofort gehen.“
„Sie glauben das?“ antwortete Ludwig
„Ja Sire; Eure Majestät das Gegenteil sagen, hieße Sie verraten.“
Marie Antoinette springt auf. In der gesetzgebenden Versammlung ein Asyl such, in jener Versammlung, die nichts getan hat, um den Aufruhr vorzubeugen, das Schloß verlassen, dem Kampf entsagen, das hieß doch seine Absetzung unterzeichnen, das hieß doch abdanken!
„Wir sollen uns in die Nationalversammlung zurückziehen,“ sagte sie mit zitternder Stimme; „daran denken Sie?“- „Ja, Madame, die Nationalversammlung ist das einzige, was das Volk respektieren wird.“
Gegen halb 8 Uhr kommt Roederer*, an der Spitze des Direktoriums, und sagt zum König: „Sire, Eure Majestät dürfen nicht fünf Minuten verlieren; es gibt für Sie nur in der Nationalversammlung Sicherheit.“ – „Aber,“ sagt der König „ich habe beim Carroussel nicht viele Leute gesehen.“ – „Sire es sind dort zwölf Kanonen und es kommt eine ungeheure Menge aus den Faubourgs.“
Marie Antoinette wallt das Blut in den Adern. Sie wendet sich zu ihren treuen Dienern und ruft: „Nagelt mich an diese Wände, ehe ich mich dazu erkläre, sie zu verlassen.“ Ein Mitglied des Departements, den sie gut kennt, den er ist ihr Spitzenhändler, Gendret, will Roederers Ansicht unterstützen. „Schweigen Sie, mein Herr,“ sagt die Königin heftig zu Ihm, Lassen Sie den Generalprokurator reden; Sie sind der Einzige, der hier nicht sprechen darf; wenn man Böses getan hat, darf man sich nicht so stellen, als ob man es wieder gutmachen wollte.“
Dann sich an Roederer wendend: sagte sie: „Aber, mein Herr, wir haben Streitkräfte.“ – „Madame, ganz Paris ist auf dem Marsch, die Aktion ist nutzlos, Widerstand unmöglich. Sollen Sie sich verantwortlich machen für das Niedermetzeln des Königs, Ihrer Kinder, Ihrer selbst, mit einem Worte der treuen Diener, die Sie umgeben?“ - „Gott bewahre!“ antwortete die tapfere Frau, „möge ich im Gegenteil das einzige Opfer sein!“ Aber ihre Erregung ist so heftig, daß, erzählt eine Augenzeugin, „ihre Brust und ihr Gesicht zitterte.
„Sire,“ hebt der Generalprokurator wieder an, „die Zeit drängt, wir richten keine Bitte mehr an Sie, wir nehmen uns nicht mehr die Freiheit, Ihnen einen Rat zu erteilen; wir haben in diesem Augenblicke nur einen Entschluß zu fassen: wir bitten Sie um die Erlaubnis, Sie fortzuziehen.
Ludwig blickt einen Augenblick Roederer an und entschließt sich endlich und sagt: „Wohlan, weil es sein muß, geben wir noch diesen letzten Beweis von Selbstaufopferung.“
„Ja“ antwortet die Königin, „es ist das letzte Opfer; aber, fügte sie hinzu, auf ihren Gatten und Sohn weisen, „Sie sehen dessen Gegenstand:“ Dann sagte sie zu Roederer:
„Mein Herr, Sie sind verantwortlich für die Person des Königs, Sie sind verantwortlich für die meines Sohnes.“
„Madame,“ entgegnete Roederer, „wir machen uns verantwortlich, an ihrer Seite zu sterben; das ist alles, was wir verbürgen können.

*Louis-Pierre Roederer *1754 - Minister und Mitglied der französischen Akademie