6. Januar 2009

Hotel-Dieu in Flammen




In der Nacht vom 29. auf den 30. Dezember 1772 brach im Hotel-Dieu * zu Paris ein schrecklicher Brand aus. Nachdem das Feuer in den unterirdischen Räumen gewütet hatte, schlug es gegen 1 Uhr morgens mit solcher Heftigkeit hervor, dass der Widerschein an den äußeren Enden der Stadt gesehen wurde. Trotz der raschen Hilfe. Trotz der Tätigkeit der neuorganisierten Pompierscorps und der Hingebung der Löscharbeiter, an deren Spitze der Erzbischof von Paris, Monseigneur de Beaumont, die ersten Beamten und die Ordensleute der Stadt standen, wurden die meisten Gebäude zerstört; man schätzte den Verlust auf zwei Millionen. Zehn Kranke verbrannten; die anderen wurden in Eile in die erzbischöfliche Residenz, nach Notre-Dame und in die anderen Kirchen geschafft; doch mehrere der zur Hilfeleistung herbeigeeilten kamen in den Flammen um oder wurden verwundet,
Bestürzt über solches Unglück, erließ der Erzbischof von Paris einen warmen Aufruf an die öffentliche Mildtätigkeit und ordnete Sammlungen an. Sobald Marie Antoinette davon erfuhr, schickte sie eilig eintausend Taler, und ergriff mit einer Bescheidenheit, die sie noch mehr ehrte als ihr Mitleid, bis ins kleinste gehende Vosichtsmaßregel, damit niemand etwas davon erführe, wobei sie Geheimhaltung soweit trieb, selbst Mercy und Vermond nichts davon zu sagen,
Trotzdem wurde die Sache ruchbar, und die Öffentlichkeit wusste der Prinzessin umso mehr Dank für die großmütige Spende, als dieselbe aus ihrem eigensten Antriebe kam und niemand in der königlichen Familie ihr mit gutem Beispiel vorangegangen war. Doch eben diese Anerkennung setzte sie in Verlegenheit, und sie wusste nicht, wie sie sich ihnen entziehen sollte.



*Hotel-Dieu - allgemeines Krankenhaus
Text von Maxime de Rochetrie
Marie Antoinette an Marie Theresia 13. 1. 1773,
Mercy an Marie Theresia 17. 2. 1773

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