27. Dezember 2009

Marie Antoinette, Louis Auguste und duc de Lauzun

Die Königin Marie Antoinette liebte es, sehr hoch zu spielen, wußte jedoch, daß es dem König nicht gefiel. Daher war sie genötigt, ihr Spiel ein wenig geheim zu halten und eine sehr enge Wahl unter den Mitspielern zu treffen, auf deren Verschwiegenheit sie zählen konnte. Ich machte sie darauf aufmerksam, daß es schlecht gehandelt sei und Veranlassung zu wirklich unangenehmem Geschwätz für sie gäbe. Auch ermahnte ich sie, in ihren Gemächern ein Spiel zu spielen, das sie mit jedermann und vor aller Welt spielen könnte, und fügte hinzu, Bei Frau Guéménée könnte sie dann spielen, was ihr beliebte. Dieses und die Ermahnung, sich mehr um den König zu kümmern, sind die einzigen Ratschläge, die ich der Königin gegeben haben. Sie empfing sie mit jener Anmut und zärtlichen Bevorzugung, die alle ihre Handlungen gegen mich begleiteten.

Da ich nicht scheinen wollte, als huldige ich nur ihr, so jagte ich oft mit dem König, was mich tödlich langweilte, und sie wußte es. Daher verfehlte sie niemals, an diesen Tagen entweder zu Pferd der Jagd beizuwohnen oder im Wagen nachzukommen. Der König schickte mich aber immer an ihre Seite und befahl mir, bei ihr zu bleiben. Er schien unser Zusammensein zu billigen, und es ist ihm um so höher anzurechnen als das Geschwätz, das im Umlauf war, auch bis zu ihm gedrungen war. Er hatte sich nicht begnügt, diejenigen, die gewagt hatten, es ihm zu wiederholen, sehr übel anzulassen, sondern er begann mich von diesem Augenblick an bedeutend liebenswürdiger zu behandeln und sich so höflich gegen mich zu benehmen, als es sein Charakter zuließ. Eines Tages erfuhr er, daß der Graf de Artois sehr früh am Morgen allein ausgeritten sei. Er machte sich darüber große Sorgen und befürchtete ein Duell. Als man ihm aber sagte, ich sei mit ihm, setzte er seine Umgebung in nicht geringes Erstaunen, indem er bemerkte: „Da Herr Lauzun bei ihm ist, bin ich unbesorgt. Er wird ihm keine Dummheit begehen lassen, und er hätte die Königin benachrichtigt, wenn etwas im Gange wäre, was er selbst nicht verhindern könnte.“
So war meine Lage zu Beginn des Jahres 1776.
Im folgenden wird man von den Intrigen und Zänkereien aller Art hören, die meiner Gunst folgten und ungefähr ein Jahr anhielten, ehe es ihnen gelang, sie ganz zu zerstören.
....


Aus den Memoiren des Duc de Lauzun, Seite 211, 212

21. Dezember 2009

Geschenke in letzter Minute

Ich weiß meine Freunde, es ist schon spät für die Besorgung der letzten Geschenke, aber "Amazon sei Dank" ist alles Nachfolgende lieferbar:

Als erstes eine wunderschöne DVD über das Leben des Moliere. Es ist eine Verfilmung aus dem Jahre 1978, alt aber in guter Qualität mit Philippe Caubère. Er spielt seine Rolle als Moliere hingebungsvoll. Es wird das gesamte Leben des großen Komödianten gezeigt und das macht das Werk besonders interessant.
Auch der Film Marquise zeigt das Leben von Moliere, aber nur einen kurzen Abschnitt. Die Film ist auf Marquise du Parc zugeschnitten, die in der Truppe von Moliere gespielt hat und so bei Hof ihr Schauspiel, Tanz und andere Reize zeigen durfte. Historisch nicht so interessant aber als Unterhaltungsfilm mit der wunderbaren Sophie Marceau von mir empfohlen.

Als Buch kann ich euch den Titel von Klaus Malettke, Bourbonen 2. Teil, Ludwig XV. bis Ludwig XVI. (1715 1792) an Herz legen.
Ich habe die Lektüre erst für die Weihnachtsfeiertage vorgenommen, habe aber eilig darüber geblättert und finde es lesenswert, speziell für Leser die einen Überblick über die Regenschaft, von beiden Könige suchen.

Die Box mit 20 CD mit Musik vom Hof zu Versailles von Ludwig XIII. bis Ludwig XVI., ist wirklich mein Lieblingstipp. Ich habe in einen älteren Artikel darüber berichtet und eine Inhaltsangabe beigefügt.
Die Box war vergriffen, ist bei Amazon wieder erhältlich.





Abschließend würde ich mir die DVD „Le Roi Danse“ auf den Gabentisch legen lassen. Der Film wird zwar immer wieder im TV gezeigt aber eine Original DVD als Geschenk ist doch viel stilvoller als eine Raubkopie.

13. Dezember 2009

Giovanni Paolo Pannini und die Veduten



Einige kundige Leser fragen sich wie die Gebäude und die Menschen in ihnen, in früheren Zeiten ausgesehen haben.
Wie groß waren die Plätze oder wie eng die Gassen? Wenn man heute vor historische Gebäuden steht, hat man nur eine vage Vorstellung wie einzelne Gebäude zwischen parkenden Autos und Schaufenster, auf ihre Umgebung gewirkt haben. Antwort geben einige Maler die sich der detailgetreuen Malerei, auch Vedutenmalerei genannt, gewidmet haben.
Giovanni Paolo Pannini ist besonders hervorzuheben. Als Architekt war ihm auch die bauliche Gestalt geläufig und die Perspektive von Innenräumen ist besonders komplex.
Der Stil unter dem Einfluss der Aufklärung gab dem Menschen mehr Raum, im Vergleich zu den frühen Vedutenmalerein die recht aufgeräumt und sauber wirken.



Technik der Vedutenmalerei des Bernardo Belotto gefunden bei Wikipedia:

Bei der Anfertigung einer Vedute ging Bellotto stets ähnlich vor. Zunächst wurden mehrere kleine und mittlere Zeichnungen mit Hilfe einer camera obscura angefertigt, die dann in einer großen, endgültigen Zeichnung verarbeitet wurden. Diese mit einem Lineal sehr genau angefertigte Zeichnung wurde nun quadriert, d.h. mit einem Liniengitter versehen, und mit Hilfe dieser Quadrate dann vergrößert auf die Leinwand übertragen. Ergänzend fertigte Bellotto auch Skizzen architektonischer Details und freie Skizzen der Staffagefiguren im Maßstab des Gemäldes an.
Die vorgeleimte, getrocknete Leinwand wurde zunächst einmal rot mit bolo veneziano, dann noch zweimal grundiert. Auf die fertige Grundierung zeichnete er nun ein Gitternetz entsprechend des Raster auf der Zeichnung, in das er die entsprechenden Quadranten der Zeichnung übertrug. Manche Kompositionslinien und architektonische Details zog er mit dem Lineal nach, sie sind oft noch mit bloßem Auge erkennbar.
Die Schattenpartien wurden mit Eiweißlasur aufgetragen, die Grundierung durchscheinen läßt. Die gröberen Partien wurden mit Ölfarbe ausgeführt. Für feine Linien verwendete er Temparafarbe. Manche Linien wurden durch Einritzen in die frische Farbe betont. Zuletzt wurden die Figuren aufgetragen.
Drei verschiedene Maltechniken auf ein Bild zu bringen erfordert eine vollednete Technik und ein gutes chemisches Fachwissen.

Sie bekanntesten Schüler von Pannini waren Canaletto und Bernardo Bellotto und als französischen Vertreter habe ich einige Bilder von Demachy beigefügt.


12. Dezember 2009

Pierre Corneille

Hymne

Marquise, si mon visage
A quelques traits un peu vieux,
Souvenez-vous qu‘à mon âge
Vous ne vaudrez guère mieux.

Le temps aux plus belles choses
Se plaît à faire un affront,
Et saura faner vos roses
Comme il a ridé mon front.

Le même cours des planètes
Règle nos jours et nos nuits:
On m’a vu ce que êtes;
Vous serez ce que je suis.

Cependant j’ai quelques charmes
Qui sont assez éclatants
Pour n’avoir pas trop d’alarmes
De ces ravages du temps.

Vous en avez qu’on adore,
Mais ceux que vous méprisez
Pourroient bien durer encore
Quand ceux-là seront usés
...


Marquise, wenn auch mein Antlitz
In einigen Zügen schon alt,
So wißt doch, wenn Ihr so alt seid,
Ihr kaum wohl besser gefallt.

Denn selbst die reizendsten Dinge
Läßt ungern die Zeit bestehn,
Sie , die mir die Stirne zerfuchte,
Läßt Eure Rosen vergehn.

Der gleiche Gang der Planeten
Bestimmt unserer Tage fliehn,
Ihr seid heut, was ich gewesen,
Ihr werdet, was ich jetzt bin.

Doch habe ich einige Reize,
Die sind von so großem Wert,
Daß ich mich nicht darüber errege,
Wenn anders die Zeit verheert.

Auch Eure Reize gefallen,
Doch jene, die Ihr verlacht,
Sie werden vielleicht noch bestehen,
Wenn Euren ein Ende gemacht.
...



Da ich schon über Jean Racine geschrieben habe, kann ich euch Pierre Corneille nicht verenthalten. Jean Racine war der Nachfolger der in die Fußstapfen des großen Corneille folgte.
Corneille geboren 1606 war der erste große Dramatiker Frankreichs, dessen Werke der Weltliteratur zugehören. Er war Mitglied der Académie française. Corneille stammte aus einer Juristenfamilie und studierte zunächst Rechtswissenschaft. Wegen eines Sprachfehlers übte er seinen Advokatenberuf nur zeitweise aus. – Als Dichter ist er zunächst mit Intrigenlustspielen hervorgetreten. Seine bedeutendeste Komödie, der 1644 entstandene „Menteur“, ist ein Vorläufer der Charakterkomödien Molièrs. Der nach spanischer Vorlage geschriebenen „Cid“ (1636) ist die erste klassische französische Tragödie, deren Stil und Probelmstellung für die dramatische Kunst Westeuropas vorbildlich wurden. Neben „Cid“ gelten auch die Römertragödien „Horace“ (1640) und „Cinna“ (1640) sowie die Märtyrertragödie „Polyeucte“ (1642) als Meisterwerke, in denen Corneille die antiken Vorlagen nach seinen Stile in das französiche Drama überträgt. Im Vergleich zu den Dramen sind seine sonstigen Werke nur von untergeordneter Bedeutung.


Text nach: Oeuvres des Pierre Corneille, Ch. Mary-Laveux, 1862 ff., in: Les Grands Ecrivains de la France.

24. November 2009

Der Mehlkrieg


Louis XVI. berief als junger König, 1774 Anne Robert Jaques Turgot als Finanzminister. Turgot der bekannteste und begabteste Nationalökonom hatte, bereits in der Provinz Erfolge mit Neuorganisationen von Steuereinnahmen, Zöllen und Infrastruktur gesammelt und versuchte den maroden Staatshaushalt in Frankreich auf neue Beine zu stellen.
Er legte einen strengen Sparkurs an forderte Einsparungen auch bei den Hofämtern. Marie Antoinette war anfangs begeistert und verzichtete auf Gold und Silber bei Ihrem Aufputz. Das war mehr eine symbolische Geste und als Turgot die Hofämter Ihrer Günstlinge streichen wollte, hat ihn die Königin nicht mehr unterstützt. Die Apanage von Marie Antoinette wurde im Jahre 1774 von Louis Auguste von 79000 auf 200000 Livres jährlich erhöht, das waren 80000 in Golddukaten jährlich. Diese Beträge wurden Ihr in monatlichen Beiträgen persönlich eingehändigt. Die Zuwendung für die Königin waren nicht ein Kritikpunkt von Turgot, sondern die vielen unnötigen Hofämter.

Weitere Änderung war eine grundlegende Liberalisierung des Warenhandels, Aufhebung der Binnenzölle und eine verbesserte Verkehrverbindungen. Unter Turgot wurde der Postverkehr erheblich verbessert und die Postkutschen mit leichteren Wägen bespannt, die schneller ihr Ziel erreichten.
Dir Grundzüge seiner Politik waren eine Liberalisierung und Stärkung der Wirtschaft,die Abschaffung der Frohnarbeit, eine Kopfsteuer für alle Bürger nach ihrem Einkommen, die Verbesserung der Infrastruktur und eine staatliche Armen- und Krankenversorgung.

Durch die Aufhebung der staatlichen Preisbindung von Getreide im Jahre 1774, die unmittelbar auf eine schlechte Ernte folgte, war im April und Mai 1775 Unruhen in Frankreich die Folge, die als der Mehlkrieg, guerre des farines, bekannt wurde.
Bei der Preisfreigabe 1774 wurde mit Getreide spekuliert und die Preise wurden über den Winter 1774 bis ins Frühjahr 1775 immer höher. Es folgten Unruhen in den Städten und Plünderungen der Getreidelager. Die geplünderten Lager wurden finanziell abgegolten und es war ein organisiertes Vorgehen der Bevölkerung zu erkennen. Louis XVI. setzte 25000 Soldaten ein um die Revolte niederzuschlagen und einige Rädelsführer wurden verurteilt. Die staatliche Preisbindung wurde wieder eingeführt und das Ansehen Turgots war trotz seiner Erfolge dahin.
Als bekannt wurde daß auch Mitglieder der Königlichen Familie an den Getreidespekulationen beteiligt waren, war der Vertrauensverlust bei der Bevölkerung groß und man sah die ersten Vorboten der Revolution.

Turgot war nach dieser Krise, weder beim Adel noch bei der Kirche akzeptiert, die Minister mieden ihn, und bei Hof wurde er auch unbeliebt. 1776 musste er schon seinen Abschied nehmen. Turgot mehr Philosoph als Minister hätte mit mehr Unterstützung und mehr Zeit, Frankreich im Sinne eines aufgeklärten Absolutismus voran bringen können.

8. November 2009

Ferdinand Karl von Habsburg-Este

Der Bruder von Marie Antoinette kam 1754 zur Welt und war das männliche Gegenstück der späteren französischen Königin.
Die beiden Kinder machten der Kaiserin Maria Theresia rechte Sorgen. Ferdinand Karl wollte nicht so recht seinem Unterricht folgen und auch Marie Antoinette nutzte jede Möglichkeit um ihren Unterricht zu schwänzen.
Was oft strenge Rügen der Mutter zur Folge hatte.
In seinem 15. Lebensjahr, als der junge Erzherzog schon zur baldigen Heirat vorbereitet wurde, schrieb ihm die Mutter folgende Zeilen:

Ihr vernachlässigt immer wieder Eure Studien, und die Zerstreuung, die man Euch erlaubt, machen euch nur träger und weniger fleißig. Ich muß Euch warnen, es muß anders werden, und Eurer Aufenthalt in Laxenburg wird voller Arbeit sein. Die Lehrer sollen bei ihren Berichten über die Stunden hinzufügen, ob die Stunde vom Anfang bis zum Ende ohne Unterbrechung genau eingehalten worden ist, ohne Abschweifungen und unangebrachte Gespräche. Wenn ihr eine Stunde versäumt, müßt Ihr sie nachholen, selbst wenn es abends statt des Spaziergangs ist. Ich bedaure, daß ihr mich zu diesem Vorgehen zwingt, aber da ihr nicht meinen Rat einnehmt, bin ich gezwungen, Euch so zu behandeln.

Nur die Predigten halfen wenig. Ferdinand Karl war ein Tunichtgut leichtsinnig, vergnügungssüchtig und arbeitsscheu. Die Mutter wußte das, sie rügte und tadelte ihn und versuchte ihn mit allen Mittel zu bessern. Nur es half nichts. Ferdinand Karl der von der Thronfolge, an aussichtsloser Stelle hinter seinen Brüdern Joseph und Leopold lag, war für höhere Aufgaben nicht berufen.
Nach dem Tod seines Bruders Karl der schon ihn jungen Jahren verstarb, kam er bei dem Herzogtum Modena zum Zuge.
Ohne das er was von seinem Glück wußte schmiedete schon seit Jahren seine Mutter die Heiratspläne für ihren Sohn.
Das Herzogtum Modena, wo der berühmte Marmor gebrochen wurde, war wegen seines Reichtums und seiner geographischen Lage ein begehrtes Territorium und Marie Beatrix somit eine begehrenswerte Partie.
Der Großvater Franz III. von Modena-Este, der im Herzogtum Mailand als kaiserlicher Statthalter waltete, erzog seine Enkelin im Sinne der Kaiserin. Marie Beatrix von Modena-Este stand schon jahrelang in der Gunst Maria Theresia, die ihre zukünftige Schwiegertochter werden sollte und häufig brieflich ihre mütterliche Zuneigung zum Ausdruck brachte. Über die Allüren ihres Sohnes Ferdinand Karl ließ sie kein Wort fallen.

Ferdinand reifte zum Jüngling und man hatte ihn sehr zu seinem Leidwesen als Bräutigam „per procurationem“ vorgesehen. Bei seiner Schwester Maria Karolina 1768, 1769 bei Maria Amalia gab er den Herzog von Parma und Piacenza, und 1770 bei der Hochzeit von Marie Antoinette mußte er als Dauphin von Frankreich, herhalten. In der Familie wurde er als der „falsche Ferdl“ benannt. Seine eigene Hochzeit mit Marie Beatrice fand am 23. September 1771 in Mailand statt.

Der Hof von Ferdinand Karl, in Modena, war leger und die Tafel zu mittag, der erste Höhepunkt des Tages. Bei der Mittagstafel wurde nach mediteranner Sitte bis spät in den nachmittag diniert.
Ferdinand Karl hatte dann nur wenig Zeit für seine Briefe, vorwiegend an seine Mutter, so das er selbst zum Souper oder in die Oper zu spät kam.
In der Oper wartete man geduldig bis der Statthalter auftauchte, ob Sänger, Orchester und Publikum, alle hatten auf den Auftritt von Ferdinand zu warten, was sogar zwei Stunden dauern konnte.
Ferdinand Karl nahm es mit dem regieren nicht so genau, den er war streng unter der Aufsicht von Maria Theresia und Fürst Kaunitz und später unter seinem Bruder Joseph II.
Frei nach dem Motte:
Zum Herrschen geboren, nicht zum Herrscher geboren
gab Maria Theresia ihren Plan, Ferdinand zu bessern, auf und die Kaiserin führte daher bei Ihren Enkelkinder das Regiment nach ihrem Credo:
Gehorsam, Frömmigkeit und Pflichterfüllung
Maria Theresia wählte die Erzieherinnen für Ihre Enkelkinder persönlich aus und hatte ein strenges Auge auf die Erziehung der reichlichen Kinderschar von Ferdinand Karl und Marie Beatrice.

Das Paar lebte er bis zum Eimarsch Napoleons 1796, 25 sorgenfreie Jahre in Modena, dann mußten sie fluchtartig das Herzogtum verlassen und nach Wien ziehen. Er konnte in sein geliebte Lombardei nicht mehr zurückkehren und lebte bis zu seinem Tode 1806 in Wien. Er hinterließ eine reichliche Nachkommenschaft für das Haus Habsburg-Este.

1. November 2009

Geburtstag von Marie Antoinette


Morgen begehen wir den 254. Geburtstag von Marie Antoienette. In diesem Blog haben wir 2007 ausführlich über die Geburt der jungen Erzherzogin berichtet.

Als Geburtstagsgruß möchte ich euch das wenig bekannte Portraits von Joseph Guttenbrunn beifügen, daß Marie Antoinette als die Muse Erato, die Muse der Musik darstellt. Sie wurde mit Harfe abgebildet, den das Harfenspiel beherrschte Marie Antoinette leidlich.
Die Königin von Frankreich war eine große Gönnerin der Kunst und im Jahre 1789 als dieses Bild entstand war die Revolution noch am Anfang und man erinnerte sich noch an das Gute das Marie Antoinette vollbracht hatte.

30. Oktober 2009

Marie Antoinette, Joseph II. und Leopold II.


Im Jahre 2005 erschien die komplette Ausgabe aller Briefe von Marie Antoinette und ihren Brüdern Leopold und Joseph. Das Buch ist ein Faksimiledruck der Ausgabe, die Alfred Arneth im 19. Jahrhundert veröffentlicht hat.
Die Briefe sind in französischer Sprache gedruckt mit deutschen Titeln und Fußnoten versehen.
Es sind die Briefe, auf die der Hofarchivar zugreifen konnte und die größtenteils im Original in Hof- Staats- und Kammerarchiv in Wien abgelegt wurden. Es liegt auch eine umfangreiche Korrespodenz, von Graf de Mercy und Marie Antoinette, bei.

Das gezeigte Buch ist als Paperback unter ISBN 1-4212-4442-X erhältlich und ein nagelneues Exemplar steht bei mir im Bücherregal.;)
Für sparsame Leser gibt es diese Ausgabe auch als ebook bei googlebook



25. Oktober 2009

Büste von Marie Antoinette



Bei Ebay wird ein Leckerbissen für alle Marie Antoinette Fans versteigert.
Eine Porzellanbüste mit fast 40 cm Höhe aus Biskuitporzellan der Manufaktur Scheibe-Alsbach/Thüringen. Eine seltene Darstellung der Königin von Frankreich auf eckigem, abgesetztem Säulensockel mit verschiedenen Ornamenten verziert.
Die Büste sieht sehr gut getroffen aus und die Verarbeitung und die Haltung der Hände finde ich gelungen.

Einen Link zu Ebay habe ich euch in den Titellink eingefügt.

2. Oktober 2009

Sacrificium - die vergessene Welt der Kastraten



Mit ihrem neuen Album „Sacrificium”, das im Oktober veröffentlicht wurde, dürfte der Koloratur-Mezzosopranistin Cecilia Bartoli erneut ein interessantes Werk gelungen sein, weil sie wieder auf beeindruckende Weise eine musikalische Quelle auftut, die sonst eher vergessen bleiben wollte.

Die Bartoli wagt sich daran, den stimmgewaltigen Kastraten die Ehre zu erweisen. Die Interpretationen der Gesangsstücke kommen nicht an die gesangliche Leistung eines tatsächlichen Kastraten heran. Das hat Bartoli selbst zugegeben. Ich habe euch eines der wenigen Tondokumente des letzten Kastraten der päpstlichen Kapelle, Alessandro Moreschi beigefügt.

Der Gesang verbreitet einen angenehmen, gruseligen Schauer wenn man daran denkt, daß ein erwachsener Mann dieses Ave Maria singt. Die „Wiener Sängerknaben“, die auf ähnliche Weise ihr Publikum unterhalten sind ein musikalischen Überbleibsel aus den Tagen, als man junge Knaben ihre Männlichkeit raubte. Die Wiener Sängerknaben werden nach ihrem Stimmbruch, mit einer erstklassigen Musikausbildung und vollkommen unversehrt entlassen.
Als filmisches Werk empfehle ich euch den Film „Farinelli“ der in meiner Filmliste zu finden ist, und das Leben der beiden Kastraten Caffarelli und Farinelli beschreibt. Durch digitale Mischtechnik mit zwei unterschiedlichen Stimmen, eines weiblichen Sopran und einer männlichen Alt, wurde dieser Film zu einem gehörten Lehrbeispiel der gesanglichen Leistung von Kastraten.

„Sacrificium” versammelt in Cecilia Bartolis Hommage ein Dutzend Kastratenarien, wenig bekannter Komponisten und erinnert mit diesem traurig, schönen Werk an das tragische Schicksal vieler junger Männer. Über 4.000 Jünglinge fielen im 18. Jahrhundert jährlich aus Armut der Kastration zum Opfer, was ich persönlich für stark übertrieben halte und von der Sängerin im Album-Trailer verkündet wird.
Kastraten waren in Italien seit der Spätantike tradiert und im Einflußbereich der katholischen Kirche auch eine Zeit geduldet und nicht verboten. In anderen Ländern, wie insbesondere im Frankreich des Ancien Régime war die Kastration von französischen Knaben oder französische Kompositionen für das 3. Geschlecht unbekannt. Die Franzosen begnügten sich damit bekannte Kastraten nach Frankreich einzuladen.

28. September 2009

Marie Antoinette im Schloss Belvedere


Im Zuge der langen Nacht der Museen am 3. Oktober 2009 gibt es im Schloss Belvedere in Wien eine interessantes Programm zu Marie Antoinette. Die Schauspielerin Lena Reichmuth, die die letzten Königin von Frankreich darstellt, wird eine Lesung zum Besten geben; Beginn 22 00.


Das Programm ist ganz nach meinem Geschmack, die Roben von „La Hong“ sind wie immer sehenswert, und ich werde euch mit Aufnahmen auf diesem Blog verwöhnen.

Das Programm:
In der Langen Nacht der Museen sind alle Dependancen des
Belvedere - Oberes Belvedere, Unteres Belvedere, Orangerie und
Augarten Contemporary - geöffnet und bieten ein hochkarätiges und
buntes Programm.

Programm oberes Belevedere (Prinz Eugen-Straße 27, 1030 Wien)

Kostenloser Willkommenssekt (18 - 19 Uhr)

ZU GAST BEI MARIE ANTOINETTE Ab 18 Uhr: EMPFANG ( 22 Uhr: LESUNG)
Marie Antoinette (Filmschauspielerin Lena Reichmuth) empfängt die
Besucher und liest Geschichten anlässlich ihres Hochzeitsballs im
Schloss Belvedere am 17. April 1770.

GEROCKTER ROKOKO (20 und 23 Uhr)
Rokoko-Showtanz der Tanzschule Rueff in Kreationen des Modedesigners
La Hong.

19. September 2009

Dauphin und Dauphine



Einige von Euch haben sich sicher schon gefragt, warum der französische Thronfolger nach einem Meeressäuger benannt wurde.

Hier ist die Geschichte, wie die französischen Prinzen und Prinzessinnen, zu dem Namen Dauphin und Dauphine gekommen sind:





Die Grafschaft Albon entstand, als der Erzbischof von Vienne aus der Grafschaft Vienne, die er 1023 erhalten hatte, zwei neue Lehen ausgliederte, Maurienne im Norden, woraus sich Savoyen entwickelte, und Albon im Süden, woraus die Dauphiné entstand.
Guigues IV. von Albon hatte in seinem Wappen das Bild eines gekrümmten Delfins, weswegen er den Beinamen „der Delfin“ (franz. le Dauphin) bekam. Unter seinen Nachkommen entwickelte sich dieser Beiname zu einem Titel und der Delfin wurde fester Bestandteil ihres Wappens. Hiermit erhielt die Grafschaft Albon die Bezeichnung Dauphiné de Viennois.
1349 vermachte Humbert II., Dauphin von Viennois, seine de jure zum Deutschen Reich gehörende Grafschaft Dauphiné dem französischen König Philipp VI. Dieser übertrug sie, um kein Lehnsmann des Kaisers zu werden, samt dem traditionellen Titel Dauphin de Viennois seinem Enkel, dem Kronprinzen und späteren König Karl V., der beides dann an seinen ältesten Sohn, den späteren Karl VI., weitergab.
Hiermit etablierte sich für mehrere Generationen der Brauch, dem jeweiligen Thronerben die Dauphiné mitsamt Titel Dauphin als Apanage zu geben. Nachdem die deutschen Kaiser im Verlauf des 15. Jahrhunderts die Ansprüche auf das Dauphiné aufgegeben hatten, schlug Ludwig XI. sie der Krondomäne zu. Hiernach hieß der jeweilige Kronprinz Dauphin de France oder Dauphin de Viennois bis zum Regierungsantritt Ludwigs XIV.
Der Titel Dauphin wurde zu einem Vokabel, d. h. zu dem Wort, das ihn bezeichnete.
Zahlreiche Dauphins wurden übrigens nie König, weil sie früher als ihr Vater starben. In diesen Fällen ging der Titel an den in der Thronfolge nachrückenden Bruder oder auch Enkel über.

Gefunden bei Wikipedia

Das Textbild zeigt das Wappen von Guigues' IV. von Albon

15. September 2009

Reliquien im Museum Carnavalet



Bei eurem nächsten Besuch in Paris, solltet ihr im Museum Carnavalet vorbeischauen.
Im genannten Museum gibt es eine schöne Sammlung von Reliquien der königlichen Familie Louis XVI.
Es zeigt persönliche Gegenstände aus dem Besitz von Ludwig, Marie Antoinette, dem Dauphin Louis Charles und Madame Elisabeth.


Die Information und Bilder sind von Thomas Meyhöfer, einem profunden Kenner der Legende um die Dunkelgräfin.




Musée Carnavalet
23, rue de Sévigné

9. September 2009

Der letzte Herzog von Burgund


In wenigen Tagen beginnt im KHM (Kunsthistorisches Museum in Wien) eine große Ausstellung zu Karl dem Kühnen (*1433 †1477) aus dem Königshaus der Valois.
In der Gratiszeitung „Heute“ wird Karl als „letzter Herzog von Burgund" bezeichnet.
Richtig müsste es heißen, Karl der Kühne war der letzte Herzog aus dem Hause Valois-Burgund.

Nach einer wechselvollen Geschichte fiel die Freigrafschaft an Frankreich, Spanien, Habsburg und dann wieder an Frankreich.
In der jüngeren französischen Geschichte, in den Reunionskriegen (Holländischer Krieg, 1667-1714) wurde die Grafschaft Burgund vom französischen Königs Ludwig XIV besetzt. Der im Jahr 1678 geschlossene Frieden von Nimwegen bestätigte Frankreich in dieser Eroberung.






Der Titel eines Herzog von Burgund wurde bis ins die Zeit von Louis XV. verliehen. Dauphin Louis de Bourbon, duc de Bourgogne († 1712), Enkel von König Ludwig XIV. von Frankreich und Louis Joseph Xavier de Bourbon, duc de Bourgogne († 1761), Enkel von König Ludwig XV., Dauphin von Frankreich, älterer Bruder von Louis Auguste waren Herzöge von Burgund.
Der letzte Herzog von Burgund war der jung verstorbene, Joseph Xavier de Bourbon, duc de Bourgogne.









Nach der Revolution von 1789 wurden 1790 die Herzogtümer von Frankreich in Departements gegliedert.
Es stimmt , das Karl der Kühne der berühmteste Herzog von Burgund war, so wie Julius Cäsar der berühmteste aller Cäsaren.

3. September 2009

Madame de Lamballe







Heute gedenken wir des Todestages von Marie Thérèse Louise von Savoyen-Carignan kurz Madame de Lamballe genannt.
Im Jahre 1767 wurde sie mit Louis-Alexandre de Bourbon, prince de Lamballe (1747–1768), Sohn des Herzogs von Penthièvre, Enkel des Grafen von Toulouse und Urenkel Ludwigs XIV., verheiratet. Als ihr Ehemann schon ein Jahr darauf starb, zog sie sich mit ihrem Schwiegervater auf Schloss Rambouillet zurück. Dort lebte sie bis zur Heirat des Dauphins Louis Auguste und kehrte dann an den Hof von Versailles zurück.

Marie Antoinette, die von ihrem freundlichen und unbefangenen Benehmen bezaubert war, wählte sie zu ihrer engsten Begleiterin und Vertrauten. Der ungestüme Charakter der Dauphine fand in dem fügsamen Temperament von Madame de Lamballe seine Ergänzung. Von 1785 bis zur Französischen Revolution war sie Marie Antoinettes engste Freundin. Mit Beginn der Revolution folgte sie der Königlichen Familie in die Gefangenschaft.
Sie zog sie mit der Königin in den Tuilerien-Palast und da ihr Salon als Treffpunkt für die Königin und die Abgeordneten der Nationalversammlung diente, hielten die Leute sie für die Person, von der all die Intrigen ausgingen. Nach einer Reise nach England 1791, um Hilfe für die Königsfamilie zu erbitten, kehrte sie in die Tuilerien zurück. Dort setzte sie ihre Dienste für die Königin bis zum 10. August 1792 fort, als sie zusammen im Temple gefangengesetzt wurden.
Am 19. August wurde sie ins Gefängnis La Force überführt. Als sie sich weigerte, den Schwur gegen die Monarchie abzulegen, wurde sie am 3. September während der Septembermorde dem Pöbel übergeben, der sie misshandelte, brutal ermordete und ihren Kopf auf einer Pike vor den Fenstern des königlichen Gefängnisses umhertrug. Ihrem Schwiegervater gelang es, ihren Körper zurückzuerhalten und in der Chapelle Royale zu Dreux bestatten zu lassen.


Das ovale Gemälde ist möglicherweise das Portrait einer jungen, unbekannten Frau, es ist aber aus der Zeit und sieht der jungen Prinzessin ähnlich.
Der obige Text wurde z.T. Wikipedia entnommen

19. August 2009

Christine Böhm in Lady Oscar






In diesem Monat jährt sich der Todestag von Christine Böhm zum 30.mal. Sie war eine junge, talentierte Theaterschauspielerin aus Wien, die leider viel zu verstarb. So wie Ihr Vater Maxi Böhm war sie ein begabter aber melancholischer Menschenyp. Ihr Vater war eine beliebter Komödiant und durch das Fernsehen in ganz Österreich jedermann bekannt.
Max Böhm überwandt es nie, daß seine Tochter so früh bei einem Wandrsausflug unglücklich zu Tode kam und verstarb an einen Herzinfarkt, 1983 am 26. Dezembar . Der ältere Bruder von Christine, wählte 1980 den Freitod. Allgemein sagte man, Max Böhm starb an gebrochenen Herzen über den Verlust seiner Kinder.


Besonder interessant ist, daß die Schauspielerin Böhm, in Ihren letzten Kinofilm „Lady Oscar“, aus dem Jahr 1979 die Köngin Marie Antoinette darstellte.
Vielleicht wird zum Gedenken an diese Schauspielerin, der Film im Fersehen wieder einmal gezeigt.

3. August 2009

Das Schicksal der Boussole und Austrolabe


Im Jahre 1775 verließ eine Expedition unter dem Kommando von Jean-Francois Galaup de Lapérouse die Häfen von Brest in Frankreich. Die zwei Fregatten der Entdeckungsreise, die „Bousolle" und „Astrolabe“ verunglückten im März des Jahres 1788 an einem Riff der damals unbekannten Insel Vanikoro. Seither hat die Legende nie aufgehört, die Seefahrer zu faszinieren, und es wurden zahlreiche Expeditionen zur Suche nach den Schiffbrüchigen organisiert.
Der genaue Seeweg der Expedition konnte nur dank eines verzweifelten Kampfes von Seeleuten um die wirklichen Geschehnisse, offengelegt werden. Die eigentliche Zielsetzung dieser von Ludwig dem XVI. geplanten Expedition war die Ergänzung der bereits von James Cook gewonnenen Geographie des Pazifischen Ozeans.

Entdeckungsreise auf See

Die Rahmenbedingungen waren im Frankreich des 18. Jahrhunderts sowohl politisch als auch wissenschaftlich gesehen denkbar günstig für diese Entdeckungsreise. Jean-Francois Galaup de Lapérouse wurde zum Kapitän der „Boussole" wegen seiner Verdienste im amerikanischen Freiheitskampf und seines Umgangs mit den englischen Gefangenen ernannt. Er gewährte nämlich zwei gefangen genommenen englischen Prinzen eine sichere Rückreise aus Nordamerika im Austausch gegen französische Gefangene. Als Kapitän der „Astrolabe" wurde Paul-Antoine Fleuriot de L'Angle ausgewählt, der Lapérouse im Krieg kennen gelernt und eine ähnliche Karriere durch die Ränge der Marinesoldaten bis zum Kapitän durchlaufen hatte.

Die Mannschaft wurde aus 17 Wissenschaftlern, Künstlern, Ingenieuren und einem Gärtner zusammengestellt. Die Schiffe wurden - abgesehen von der gewöhnlichen Ausrüstung, Segeln, Ballast, einem Anker und weiterem - mit Lebensmitteln und Objekten zum Tauschhandel mit den Eingeborenen beladen.

Auf den Zeichnungen von Gaspard Duché de Vancy, der während der Reise mit an Bord gewesen ist, finden sich Eingeborene der Pazifikküste mit ihren Traditionen, ihren Trachten und ihrer Kultur. Die Sammlung an Kartenzeichnungen und Malereien werden durch Meeresmuscheln, Mineralien und Gebrauchsgegenstände der Indianer wie auch Perlen und Glasknöpfe für den Tauschhandel ergänzt. Die zeichnerischen Meisterwerke nähern sich in ihrer Aussagekraft den schriftlichen Aufzeichnungen - sie präsentieren uns die beiden Dramen, die sich in dieser Expedition ereignet haben:

Die Expedition hat an der „Port des Francais", der heutigen Bucht von Lituya in Alaska, 21 Mann in einem Langboot in schwerer Meeresströmung verloren. Das zweite Drama ereignete sich vor der Insel von Maouna in Polynesien, bei dem Fleuriot de L'Angle von Eingeborenen aufgrund eines Missverständnisses mit der lokalen Bevölkerung umgebracht wurde.

Die Route der ‚Expedition ging über Brasilien nach Hawaii, an Alaska vorbei, nach Kalifornien, China, den Philippinen, Sibirien, Japan, Polynesien und Australien - die letzte Etappe vor dem Schiffbruch - .
Ab diesem Punkt begann die Legende, die erst in heutigen Tagen aufgeklärt werden, über versunkene Schiffe, Artefakte der Besatzung, Überlebende auf einer Insel und auch über Kannibalismus. Angeblich soll der letzte Überlebende erst 1803 nach Frankreich zurückgekehrt sein.

Um den wahren Verlauf der Expedition reihen sich eine Sammlung von Anhaltspunkten: Der irische Seefahrer Peter Dillon fand 1826 die ersten Indizien über den Schiffbruch und über ein Lager für die Überlebenden. Obwohl Durmont d'Urville glaubte, die „Astrolabe" gefunden und das Schiffsunglück aufgedeckt zu haben, blieb der wirkliche Ort des Schiffsuntergangs noch für lange Zeit im Dunkeln. Eine weitere Expedition fand 1883 einige Artefakte mit Hinweisen auf die beiden Schiffe. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts zeigte sich ein erneutes Interesse an diesen Schiffen.

Die Lösung des Rätsels

Die letztendliche Klärung dieser vielen Indizien sollte jedoch noch bis ins 21. Jahrhundert auf sich warten lassen: 1999 wurden die Überlebenden der Crew von L'Angle gefunden. In einer großen Austellung im Jahre 2008 konnten persönliche Gegenstände besichtigt werden: Eine Taschenuhr, ein religiöses Medaillon, verwitterte Schnürsenkel, einen Fächer, eine Bürste und eine Flöte, zerfallen in ihre Einzelteile. Im Jahre 2003 wurde ein Schiffswrack gefunden, aus dem ein Skelett geborgen werden konnte. Mit Hilfe moderner Technologie ist es durch eine Rekonstruktion seines Profils gelungen, diesen Verunglückten als einen Matrosen aus der Crew der „Boussole" zu identifizieren.



Schließlich wurde im Jahre 2005 durch ein entscheidendes Indiz zur Klärung der wirklichen Ereignisse in Form eines Sextanten vom Typ „Mercier" beigetragen. Dieses Artefakt konnte über Archive identifiziert werden und lieferte so den ausschlaggebenden Beweis, mit Sicherheit das Wrack der „Boussole" und die Überlebenden der „Astrolabe" gefunden zu haben.

Text erschien in Epoche Times Deutschland Nr. 25/08

20. Juli 2009

Château de Rambouillet


Das Schloß Rambouillet bei Paris war ab 1783 in Besitz von Ludwig XVI.
Er kauft das Anwesen mit den Jagdgründen von insgesamt 200 Quadratkilometern von seinen Cousin duc de Penthièvre.
Der befestigte Wehrturm ist das Wahrzeichen des Schlosses und François I. verstarb am 31. März 1547 in dieser Feste.
Das Schloß Rambouillet befindet sich etwas 50 Kilometer südwestlich von Paris. Der Ursprung des Schlosses geht in das Jahr 1368 auf seinen Erbauer Jean Benier zurück.
Louis Auguste suchte eine Nebenresidenz für seine größer gewordene Familie und das reiche Jagdgebiet gab den Ausschlag zugunsten Rambouillet.
Marie Antoinette rief beim ersten Anblick des altertümlichen Schlosses:
"Comment pourrais-je vivre dans cette gothique crapaudière!"´*
Um die Königin versöhnlich zu stimmen betraute Louis Auguste, Huber Robert mit dem Bau einer Meierei bei Schloß Rambouillet.
Robert entwarf die Meierei als kreisrundes Gebäude. In der Mitte steht eine Statue der Nymphe Amalthea, die Zeus Ziegenmilch zu trinken gibt. Rings an den Mauern befinden sich weiße Marmormedaillons mit ländlichen Motiven wie Melken, Buttern Schafschur und Salzverteilung, außerdem zwei längliche Flachreliefs aus weißem Marmor mit klassischen Kinder- und Tierszenen. Die Themen waren offensichtlich speziell für Antoinettes Geschmack gewählt. Der französische Bildhauer, Pierre Julien, den Ludwig mit diesen Arbeiten beauftragt hat, schuf hier ein Meisterwerk spielerischer Unschuld.
Das Schloß hatte neben der Meierei eine bis in die heutige Zeit berühmte Merinoschafzucht.
Seit 1896 ist Rambouillet Sitz der französischen Präsidentschaft und öffentlich zugänglich.



*Das Zitat ist nicht eindeutig Marie Antoinette zuzuschreiben
Wörtlich übersetzt heißt es:
Wie soll ich in dieser mittelalterlichen Krötengrube leben?
Meine Übersetzung lautet:
Wie soll ich in diesen alten Dreckloch leben?

19. Juli 2009

Claude-Joseph Dorat

LES BAISERS

Quand neuf baisers m’auront été promis,
Ne m’en donne que huit, et, malgré ta promesse,
Soudain, échappe, ma Thaïs.
En la trompant, augmente mon ivresse:
Cours te cacher derrière tes rideaux ,
Dans ton alcove, asyle du mystère,

Sous l’ombrage de tes berceaux ;
Fuis, reparois, et ris de ma colère,
De berceaux en berceaux, de réduit en réduit,
J’épîrai de tes pas la trace fugitive,
Je t’atteindrai, tu seras ma captive :
Le bonheur double alors qu’on le poursuit.

Défends - toi bien, résiste avant que de te rendre ;
J’aurai beau gémir, t’accuser ;
Détourne avec art le baiser,

Quand ma bouche, avec art, sera prête à le prendre.
C’est ainsi qu’il est doux de se voir abuser.
Les huits premiers, accordés par toi-même,
Mettront le comble à ma félicité ;
Mais je mourrai de plaisir au neuvième,

Et sur-tout s’il m’est disputé.

VOM KÜSSEN

Hast du mir neun Küsse auch zugedacht,
Sollst trotz des Versprechens mir acht nur gewähren.
Rasch Thaïs, dann auf und davon dich gemacht!
Die Täuschung wird nur meinen Rausch noch mehren:
Lauf hinter den Vorhang, dich zu verstecken,
In deinem geheimnisdunklen Gemach,

Wo des Alkovens Schatten dich decken.
Flieh und komm wieder, mein Schmollen verlach!Von Versteck zu Versteck, von Laube zu Laube
Werd` ich deine flüchtigen Schritte erspähn,
Bald bist du gefangen, schon ist es geschehn,
O doppeltes Glück, wenn so ich mir´s raube.
Wehr gut dich, und sträub dich, eh schließlich du mein,
Laß ruhig seufzen und klagen mich,
Entziehe listig den Küssen dich,

Wenn listig mein Mund ein Räuber möchte sein.
Oh, süß sind solche Betrügerei´n!
Die ersten acht Küsse, wie´s abgemacht war,
Sie haben das höchste Glück mir gebracht;
Doch sterb ich vor Lust bei dem neunten gar,

Besonders wenn er mir streitig gemacht!


Dorat, geboren 1734, gestorben 1780 in Paris, war Jurist, wandte sich später der Literatur zu, begründete das Journal des Dames. Er schrieb Trauer- und Lustspiele, Romane, Fabeln und zahlreiche kleinere Dichtungen, von denen die "Epitres" und die galanten "Baisers" volkstümlich geworden sind.
Sein erotischer Briefroman "Sacrifices de l´amour" aus dem Jahr 1771 - Le sacrivices de l´amour ou lettres de la vicomtesse de Sennages et du chevalier de Versenay", wurde von duc de Lauzun besonders genannt. Er las Madame Czartoryska daraus vor und sah darin viele Gemeinsamkeiten mit seinem Leben und dem der Fürstin, die seine Geliebte war.

10. Juli 2009

Der Sturm auf die Tuilerien - Teil II.


In einen früheren Post habe ich euch schon die Ereignisse des 10. August 1792 aus dem Blickwinkel de Schweizer Garde berichtet. Jetzt habe ich interessante Dialoge dieser dramatischen Ereignisse gefunden, die ich euch vorlegen möchte.

Zur Erklärung:
Am 10 August wurde der königliche Palast der Tuilerien in Paris vom aufgebrachten Pöbel gestürmt. Für die Bewachung des Königs und seiner Familie waren 900 Schweizergardisten, 200 Edelleute und einige Kompanien treuer Nationalgardisten bereit. Die Familie flüchtete in die Nationalversammlung und die zurück gelassenen Truppen wurden massakriert oder festgenommen. Nur wenige entgingen diesen Gemetzel.
Da der König zu diesem Zeitpunkt keinerlei politische Macht mehr besaß, war der einzige Zweck der Erstürmung, die Tötung des König und seiner Familie.



Gegen 7 Uhr füllt eine kompakte Maße den Vedome-Platz und Feuillanten Terrasse.
Der Vortrab des Aufruhrs rückt über den Carrousellplatz; schon sind einige berittene Banditen auf der Zinne der Mauer, beobachten alles und rufen ihre Kameraden. Die Municipialbeamten lassen sich mit ihnen ins parlamentieren ein; ein großes Geschrei erwidert: „Absetzung oder Tod!“, Die Muncipalbeamten, der Oberkommandant, der Generalprokurator sind demoralisiert; sie gehen zum König hinauf. Schon in der Nacht hatte Roederer das Gutachten abgegeben, in die gesetzgebende Versammlung zu gehen.
„Mein Herr,“ hatte Marie Antoinette stolz geantwortet, „es sind Streitkräfte hier; es ist endlich Zeit zu erfahren wer die Oberhand behalten wird, der König und die Konstitution oder der Aufruhr.“ Der Generalprokurator hatte sich verneigt, aber seine Ansicht nicht geändert. Diesmal nehmen die Municipalbematen das Wort:
„Sire,“ sagt Leroux „der einzige Entschluß, den man fassen kann ist sich in die Mitte der Nationalversammlung zu flüchten; man muß sofort gehen.“
„Sie glauben das?“ antwortete Ludwig
„Ja Sire; Eure Majestät das Gegenteil sagen, hieße Sie verraten.“
Marie Antoinette springt auf. In der gesetzgebenden Versammlung ein Asyl such, in jener Versammlung, die nichts getan hat, um den Aufruhr vorzubeugen, das Schloß verlassen, dem Kampf entsagen, das hieß doch seine Absetzung unterzeichnen, das hieß doch abdanken!
„Wir sollen uns in die Nationalversammlung zurückziehen,“ sagte sie mit zitternder Stimme; „daran denken Sie?“- „Ja, Madame, die Nationalversammlung ist das einzige, was das Volk respektieren wird.“
Gegen halb 8 Uhr kommt Roederer*, an der Spitze des Direktoriums, und sagt zum König: „Sire, Eure Majestät dürfen nicht fünf Minuten verlieren; es gibt für Sie nur in der Nationalversammlung Sicherheit.“ – „Aber,“ sagt der König „ich habe beim Carroussel nicht viele Leute gesehen.“ – „Sire es sind dort zwölf Kanonen und es kommt eine ungeheure Menge aus den Faubourgs.“
Marie Antoinette wallt das Blut in den Adern. Sie wendet sich zu ihren treuen Dienern und ruft: „Nagelt mich an diese Wände, ehe ich mich dazu erkläre, sie zu verlassen.“ Ein Mitglied des Departements, den sie gut kennt, den er ist ihr Spitzenhändler, Gendret, will Roederers Ansicht unterstützen. „Schweigen Sie, mein Herr,“ sagt die Königin heftig zu Ihm, Lassen Sie den Generalprokurator reden; Sie sind der Einzige, der hier nicht sprechen darf; wenn man Böses getan hat, darf man sich nicht so stellen, als ob man es wieder gutmachen wollte.“
Dann sich an Roederer wendend: sagte sie: „Aber, mein Herr, wir haben Streitkräfte.“ – „Madame, ganz Paris ist auf dem Marsch, die Aktion ist nutzlos, Widerstand unmöglich. Sollen Sie sich verantwortlich machen für das Niedermetzeln des Königs, Ihrer Kinder, Ihrer selbst, mit einem Worte der treuen Diener, die Sie umgeben?“ - „Gott bewahre!“ antwortete die tapfere Frau, „möge ich im Gegenteil das einzige Opfer sein!“ Aber ihre Erregung ist so heftig, daß, erzählt eine Augenzeugin, „ihre Brust und ihr Gesicht zitterte.
„Sire,“ hebt der Generalprokurator wieder an, „die Zeit drängt, wir richten keine Bitte mehr an Sie, wir nehmen uns nicht mehr die Freiheit, Ihnen einen Rat zu erteilen; wir haben in diesem Augenblicke nur einen Entschluß zu fassen: wir bitten Sie um die Erlaubnis, Sie fortzuziehen.
Ludwig blickt einen Augenblick Roederer an und entschließt sich endlich und sagt: „Wohlan, weil es sein muß, geben wir noch diesen letzten Beweis von Selbstaufopferung.“
„Ja“ antwortet die Königin, „es ist das letzte Opfer; aber, fügte sie hinzu, auf ihren Gatten und Sohn weisen, „Sie sehen dessen Gegenstand:“ Dann sagte sie zu Roederer:
„Mein Herr, Sie sind verantwortlich für die Person des Königs, Sie sind verantwortlich für die meines Sohnes.“
„Madame,“ entgegnete Roederer, „wir machen uns verantwortlich, an ihrer Seite zu sterben; das ist alles, was wir verbürgen können.

*Louis-Pierre Roederer *1754 - Minister und Mitglied der französischen Akademie

22. Juni 2009

Jean Racine

Hymne

Tandis que le sommeil, réparant la nature,
Tient enchaînés le travail et le bruit,
Nous rompons ses liens, ô clarté toujours pure,
Pour te louer dans la profonde nuit,

Que dès notre réveil notre voix te bénisse;
Qu` à te chercher notre coeur empressé
T´ offre ses premiers voeux; et que par toi finisse
Le jour par toi saintement commencé.

etc.




Hymne

Indes der Schlaf will alle Welt erneu´ n,
Den Lärm noch fesselnd und der Arbeit Macht,
Zerreißen wir sein Band, o Licht, so rein,
Um Dich zu loben in der tiefen Nacht.

Die kaum erwachte Stimme preise Dich,
Und das bedrängte Herz, es such´ nach Dir,
Sein erst Gelübde nimm – dann schließe sich
Durch Dich der Tag, der fromm begann in Dir.

usw.


Jean Racine
Racine, geb. 1639 in La Ferté Milon/Ile France stammte aus einer Beamtenfamilien. Sein Vater war Steuerpächter und für die beim Volk verhaßte Salzsteuer verantwortlich.
Ab 1655 besuchte der junge Racine die jansenatische Schule von Port-Royal, an der im Sinne der holländischen Theologen Jansenius namhafte Gelehrte als Pädagogen wirkten und in freier Gemeinschaft zusammenlebten, Racine erwägte zuerst eine Laufbahn als Geistlicher oder Jurist einzuschlagen
Er setzte in Paris seine humanistischen Studien fort; wandte sich jedoch später der Literatur zu. „La Thébaide“ sein erstes Drama, steht noch unter dem Einfluß Corneille. 1667 wurde sein erstes Meisterwerk, die Tragödie „Andromaque“ aufgeführt. Im Gegensatz zu seinem Rivalen Corneille, der von der antiken römischen Tragödie ausgeht, sind für Racine die griechischen Tragiker und deren Stoffe das Vorbild. Von ihnen übernimmt er auch den Schiksalsgedanken: Seine Helden stehen unter dem rästelvollen, unerbittlichen Gesetz des Fatums, das dem Menschen Heil oder Untergang bringt, Racine zeichnet alle Register des Seelenlebens, von der zarten Empfindung bis zur selbstzerstörerischen Leidenschaft. Im Gegensatz zu Corneilles Werken sind meist Frauen die Titelhelden seiner formvollendet gebauten Dramen. Seinen Alexandrinerversen ist eine sonst seltene Sprachmusikalität eigen. – Nach dem Lustspiel „Les Plaideurs“ folgten die Tragödien „Bérénice“, „Britannicus“, „Bajazet“, „Iphigénie en Aulide“ und 1677 Racines bedeutendes Werk „Phèdre“.
Danach zog sich Racine von der Bühne zurück und lebte nur noch seiner Tätigkeit als königlicher Historiograph.
Im letzten Jahrzehnt seines Lebens schrieb er noch die beiden Tragödien „Ester“ und „Athalie“, nach alttestamentlichen Stoffen, die von jungen Mädchen im Lyzeum Saint-Cyr aufgeführt wurden, sowie geistige Lyrik.
Ein filmisches Werk, daß das Leben von Racine und seine vorüber gehende Freundschaft mit Moliere zeigt,ist der Film „Marquise“ mit Sophie Marceau in der Hauptrolle.


Texte nach: Oeurves de J. Racine, hrsg. P. Mensard, 1855ff., in: Les Grands Ecrivains de la France.
Das Textbild zeigt zwei junge Damen, des Lyzeum St. Cyr, in der Tracht zur Zeit Louis XIV.

15. Juni 2009

Das Boudoir der Damen



Um unter sich zu bleiben oder Ihren Liebschaften ungestört nachgehen zu können, hatte die Dame des Adel und auch die situierte Bürgerin ein eigenes Boudoir.
Bestehend aus Schlafzimmer, Ankleideraum und Bad und manchmal ein Zimmer für die Bediensteten. Diese Räumlichkeiten waren der Zufluchtsort der Damen der besseren Gesellschaft. Dort konnte sie lesen, schlafen und ungestört Freunde empfangen.
War genügend Platz vorhanden, hatten Mann und Frau getrennte Bereiche, und meist war das Boudoir der Frau großzügiger als der Abschnitt für ihren Gatten. Da die Frauen ihre Boudoirs auch als Wohnzimmer für Gäste nutzten, waren die Betten hinter Vorhängen in Nischen plaziert.
Auch im Bad sorgten Vorhänge für den Schutz der Intimsphäre und ließen den Effekt eines Dampfbades erzielen.
Das heiße Wasser wurde in Eimern gebracht oder kam durch ein Rohr in der Wand aus einem Heizkessel hinter dem Badezimmer.
Das Baden war ein Vergnügen für Privilegierte und wurde oft täglich genossen.
Der Rest der Bevölkerung mußte ungepflegt durchs Leben wandeln und konnte sich nicht einmal richtig waschen, das es kein Fließwasser oder Toiletten mit Spülung gab. Die ersten Toiletten „liue à l`anloise“ wurden zuerst in Versailles installiert und waren bis zur Revolution die Einzigen in Frankreich.
Auch war es Sitte die so beliebten Hündchen im Boudoir unterzubringen.
Ihre Hütten wurden passend zum Raum bezogen und manchmal mit Samt ausgelegt.

14. Juni 2009

Bücher im Frankreich der Marie Antoinette




Auch wenn sie keine Mitglieder der französischen Akademie waren und nicht die intellektuellen Salons der Madame Geoffrin, Madame Lespinasse oder Madame Necker besuchten, waren Millionen Französinnen und Franzosen in der Zeit der Vorrevolution begeisterte Leser.
Fast die Hälfte der Männer und mehr als ein Viertel der Frauen waren des Lesens und Schreiben kundig.
Der größte Teil der Druckschriften bildeten Klatsch- und Skandalgeschichten in den Zeitschriften der Sensationspresse. Auch der Druck verschönert mit Illustrationen und Stichen machte das Lesen interessanter.
Die Lithographie war noch am Anfang aber Zeichnungen und Illustrationen konnten zum besseren Verständnis mit gedruckt werden.
Neben der Trivialliteratur kamen auch die großen Wissenschafter mit Ihren Meisterwerken wie Buffon, Histoire naturelle oder Voltaires gesammelte Werke und Didertots Encyclopedié unter das lesende Volk.
Im Bereich der Fiktion entstand der Roman, der sich schon bald großer Beliebtheit erfreute. Die Leser waren geradezu süchtig nach Geschichten über Menschen, die mit einem Scheren Leben zu kämpfen hatten, oder tugendhaften, aber unglücklichen Heldinnen, die am Ende erlöst wurden – durch Heirat oder Tod.
Auch fiktive Reiseberichte entwickelten sich zu einem Beliebten Genre, das es den Autoren ermöglichte, in unterhaltsame Geschichten über exotische Völker und Schauplätze Kritik an Mißständen im eigenen Land einzugeben.
Und mochten Bücher auch noch recht teuer sein, in allen größeren Städten gab es Leihbibliotheken, eine Erfindung des 18. Jahrhundert.

22. Mai 2009

Das Testament Louis XVI.


In der wiener Gratiszeitung „Heute“ ist ein Artikel zu dem Testament Ludwig XVI., dem Gemahl von Marie Antoinette, erschienen.
Mehr Informationen zum letzten Testament Louis XVI. findest du HIER
Ich möchte den Artikel unkommentiert anfügen. Da das Bild der Faksimile natürlich nicht Louis XVI. zeigt, ist vielleicht dadurch zu erklären, daß der Redakteur die römischen Ziffern nicht genau kennt, oder der Grafiker bloß schlampig war.
Ich habe Euch das richtige Portrait des jungen König Louis XVI. im Krönungsornat beigefügt.
Welchen bekannten Bourbonen zeigt der Zeitungsartikel?


20. Mai 2009

Marianne Harland und duc de Lauzun

Spoughton, den 4. Mai 1773


Zweifellos glauben Sie daß ich vergessen habe, mein lieber Lauzun, weil ich Ihnen lange nicht schrieb. Ich schwöre Ihnen, es ist nicht meine Schuld. Ein Mädchen, das Sie mit Ihrer besonderen Aufmerksamkeit beehrt haben, wird der Gegenstand der Aufmerksamkeit ihrer Eltern und wird auf Schritt und Tritt bewacht.
Feder und Tinte verweigert man mir. Nicht aus Mißtrauen, wie meine Mutter sagt, aber der größeren Sicherheit halber. Anstatt zu schlafen, schreibe ich Dir und bringe damit wahrlich kein Opfer. Denn, wem könnte ich von meiner lächerlichen Lage erzählen, und wer könnte sie besser verstehen als Lauzun? Ich habe einen Anbeter, der nicht, wie Du, die Ungeschicklichkeit besitzt, verheiratet zu sein. Sir Marmeduke legt mir ein ungeheures Vermögen und, was schlimmer ist, eine ungeheure Person zu Füßen. Er will, daß ich ihn liebe; und das finde ich ein wenig über meine Kräfte gehend. Ich will Dir also meine neue Eroberung beschreiben und Du sollst sehen, ob sie Dir ähnelt.
Sir Marmeduke ist nicht größer als eins der alten Fauteuils, die sich in unserem Zimmer in Bristol befanden, in demselben Zimmer, wo Du so gut empfangen worden bist. Er ist sehr dick, was vorläufig nur unangenehm ist; später aber, wenn er nur ein wenig zunimmt, könnte es sehr merkwürdig wirken. Er ist außerordentlich blond. Kleine dicke, geschwollene Beine tragen in schwerfällig in meine Nähe und lassen ihn leider sehr lange hier verweilen. Diese ungeheure Fleischmasse trinkt viel Portwein, jagt den Fuchs und hält Rennpferde, ganz wie Du. Er versichert mir, das alles würde mich sehr unterhalten. Mit einem Wort: er ist sehr nett, und wenn er in London leben will, heirate ich ihn. Du brauchst Dich nicht darüber zu ärgern, denn Du verlierst ja nichts in einem Vergleich.
Wenn ich aber in der Provinz leben muß, bin ich die Dienerin Sir Marmedukes und bleibe Dir treu. Ich, jung, hübsch, verrückt auf alles, was liebenswürdig ist, gewöhnt an die Huldigungen alles eleganten und begehrenswerten Männer von ganz London, die Frau eines „Hunters“! Dazu bestimmt, mein Leben zwischen meinem Mann und dem alten Pfarrer der Parochie zu verbringen und darauf angewiesen zu sein, wenn ich mich unterhalten will, mit dem weniger Betrunkenen von beiden zu unterhalten: Stelle Dir Marianne vor, ihr Gesicht, ihren Charakter, ihr Wesen, und denke, ob das möglich ist!
Mein dicker Verehrer bereitet für mich ein seiner würdiges Fest vor. In vierzehn Tagen finden die Rennen von Ipswich statt. Er hat einen golden Becher anfertigen lassen, der schwerer ist als ich, und von einem Pferd gewonnen werden soll, das ihn zweitausend Louisdor gekostet hat. Er erbittert von mir die Gunst, mir diesen Becher zu Füßen legen zu dürfen.
Warum kommst Du nicht zum Rennen? ... Nein, nach reiflicher Überlegung: es ist besser, Du kommst nicht! Du würdest imstande sein, den greulichen Kerl zu töten! Warte wenigstens, bis ich seine Frau bin. Leb wohl. Fanny* schickt Dir tausend Grüße und ich, ich liebe Dich wirklich auf eine Weise, die für jedes andere Mädchen mit weniger klarem Kopfe erschreckend wäre.



duc de Lauzun:

Miß Marianne Harland war noch nicht sechzehn. Sie war klein, zierlich, hatte schönes Haar, hübsche Augen, reizende Zähne, eine Stimme wie die Gabrielli* und wußte sich ihrer auch so gut zu bedienen. Sie besaß große Gefallsucht, die stets dem Ehrgeiz untergeordnet war, eine glänzende Heirat zu machen. Das ist, glaube ich, die genaue Beschreibung des Äußeren und des Charakters Miß Marianne Harlands.



Mich gelüstete nach dem großen Goldbecher. Ich besaß in New-Market ganz gute Pferde und schickte einen der besten Renner nach Ipswich. Sein Alter, sein Name, zehn Guineen genügten, daß er angenommen wurde. Ein kleiner schwarzgekleideter Jockei befolgte genau seine Instruktionen, hielt sich bescheiden während des ganzen Rennens hinter dem Pferde Sir Marmedukes und hundert Schritt vor dem Winning Port schoß er wie ein Pfeil hervor.
Er gewann den Pokal und überreichte ihn Marianne mit einem Briefchen folgenden Inhalts:
Da Sir Marmeduke einen Augenblick zu spät anlangte, so gestatten Sie mir, seine Instruktionen zu befolgen und Ihnen den Becher zu Füßen zu legen.“
Marianne erkannte meine Schrift. „Er ist reizend“ sagte sie lachend.


*Fanny Harland, ältere Schwester von Marianne Harland
*Gabrielli, Katharina Gabrielli berühmte italienische Sängerin