14. Februar 2008

170-jährige Sisi-Palme muss weg



Das Palmenhaus in Schönbrunn ist zu niedrig:

Der Baum droht die Decke des größten Glashauses Europas zu durchbrechen
Wien - Die Tage der 170 Jahre alten "Sisi-Palme" im Wiener Palmenhaus sind gezählt: Am 18. Februar wird die 25 Meter hohe Pflanze umgeschnitten. Ihre Krone droht das Glasdach des historischen Gebäudes im Schlosspark Schönbrunn zu beschädigen. Für "adeligen Nachwuchs" sei jedoch bereits gesorgt, betonte Günter Wimmer von den Bundesgärten gegenüber der APA.

"Wir machen es schweren Herzens", seufzte Wimmer über den bevorstehenden Umschnitt. Zurückschneiden könne man den Pflanzenriesen - eine chinesische Fächerpalme (Livistona) - nicht: "Palmen gehören zur Familie der Gräser. Sie erhalten ihre Stärke und Dicke nur durch die abgestorbenen Blätter. Wenn die obersten Triebe verletzt werden, ist es aus mit ihr", erklärte der Bundesgärtner. Die Fällung selbst könnte sich als schwierig erweisen: "Die dichten Fasern verkleben womöglich die Kettensäge", so Wimmer. Deshalb werde man mitunter mit einer Zwei-Mann-Säge arbeiten müssen.

Seit 1953 in Wien

Die betroffene Livistona zog 1953 in das historische Glashaus im Schlosspark Schönbrunn ein. Anfangs stand sie dort noch in einem riesigen Holzfass. In den 1980er Jahren musste der Glas-Eisen-Bau generalsaniert werden. "Während der 14-jährigen Renovierungsphase hat die Palme ihre Behausung gesprengt, wodurch sich die Wurzeln ins Erdreich eingegraben haben", erklärte Wimmer. Dadurch sei die Pflanze viel schneller als zuvor gewachsen.

Die "Sisi-Palme" ist ein Ableger der "Maria-Theresien-Palme". Diese stellte 1882 bei der Eröffnung des von Kaiser Franz Josef I. in Auftrag gegebenen Glashauses das Herzstück der präsentierten Pflanzensammlung dar. Wegen ihres Alters - sie war damals bereits 100 Jahre alt - wurde sie nach der österreichischen Kaiserin benannt. Bereits 1910 widerfuhr ihr das gleiche Schicksal wie demnächst ihrem "Nachwuchs": Sie musste wegen ihrer Größe gefällt werden.

Die zu fällende 170 Jahre alte Livistona wird als Nachfolgerin der "Maria-Theresien-Palme" von den Bundesgärten "Sisi-Palme" genannt. Ansonsten bestehen keinerlei belegte historische Verbindungen zwischen der Kaiserin und ihrer pflanzlichen Namensvetterin. Freunde "aristokratischer" Palmen können trotz der anstehenden Fällung jedoch beruhigt sein: Im Frühjahr soll ein 50 Jahre alter Ableger der "Sisi-Palme" in das Palmenhaus einziehen (APA)