31. März 2008

Breguet und die Uhr der Königin


Das Schloss Versailles ist ein kostspieliges Bijou der französischen Nation. Schon nur der Unterhalt kostet jährlich 31 Millionen Euro, weshalb für großangelegte Renovationen Finanzspritzen privater Firmen willkommen sind. Vor kurzem investierte die Vinci-Gruppe 12 Millionen Euro, um dem berühmten Spiegelsaal neuen Glanz zu verleihen. Nun will die Schweizer Uhrenfirma Breguet mehrere Millionen stiften, damit das kleine Trianon aufgefrischt werden kann.
Dieses Schlösschen mit Flachdach und griechischen Säulen ließ einst Ludwig XV. für seine Favoritin, Madame Pompadour, bauen. Sein Nachfolger Ludwig XVI. schenkte es seiner Gattin, der Königin Marie-Antoinette. Ihre arrangierte Ehe war allerdings unglücklich. «Ein unbekannter Bewunderer bestellte für sie eine Taschenuhr als Einzelstück, zweifellos die komplexeste Uhr der Welt», erzählt Nicolas G. Hayek. Dieser Unbekannte bestellte die außergewöhnliche Uhr 1783 bei Abraham-Louis Breguet. Der Neuenburger hatte sein Geschäft 1775 in Paris eröffnet und war innerhalb der Aristokratie schnell für seinen Erfindergeist und sein Können ein Begriff. Seine Feinmechaniker arbeiteten aber 43 Jahre lang an der Realisierung dieser Taschenuhr mit automatischem Aufzug, unabhängigem Sekundenzeiger, Wochentagsanzeige und einer besonderen Ankerhemmung.
Die Platinen, Brücken und alle Teile des Lauf-, Repetitions- und Kalenderwerks waren aus geschliffenem Rotgold; das Gehäuse strahlte in Gelbgold. Ein weiteres Kennzeichen dieser Uhr war ihre durchsichtige Vorder- und Rückseite aus Bergkristall. Nachdem die Uhr mehrmals den Besitzer gewechselt hatte, stahl sie jemand 1983 im L. A. Mayer Museum für Islamische Kunst in Jerusalem. Inzwischen ist die Uhr wieder aufgetaucht und im Museum in Jerusalem ausgestellt.
Marie-Antoinette ruhte sich nämlich gerne unter einer hohen Eiche im Garten des Trianons aus. Der über dreihundertfünfzigjährige Baum fiel aber der Hitzewelle von 2003 zum Opfer und musste gefällt werden. Gleichzeitig feierte Breguet im Schloss Versailles den 200-jährigen Geburtstag der Erfindung des Drehgestells durch Abraham-Louis Breguet: Deshalb begann eine Art Liebesgeschichte zwischen Hayek und Versailles: Aus dem Holz der Eiche soll das Kästchen für die neue «Marie-Antoinette» geschnitzt werden, und auch das Renovationsprojekt kam so zustande. «Versailles, das ist unsere Geschichte, unser Erbe», begründet Hayek diese Investition.
Es sei legitim, sich näher dafür zu interessieren. «Breguet verkehrte am Hof. Er war der Uhrmacher der Könige und Königinnen, und Versailles ist das Symbol der Perfektion und der Kreativität. Versailles und Breguet stehen sich also sehr nahe», betont Arlette-Elsa Emch, Mitglied des Verwaltungsrates von Breguet und Leiterin des Renovationsprojektes. Wie viel Breguet in die Renovation der Tapisserien und der Tapeten, des Belvédère und des Pavillons des kleinen Trianons investiert, will weder sie noch Hayek sagen. Auch der zukünftige Preis der «neuen» Marie-Antoinette könne noch nicht beziffert werden, da ihre Fabrikation zwei bis drei Jahre dauern könne. Das 1983 in Jerusalem gestohlene Original wurde mit Einbeziehung zeitgenössischer Technologien exakt nachgebaut. Übrigens spielte Hayek mit dem Gedanken, eine große Summe als Belohnung für Informationen auszusetzen, die das Original ans Tageslicht bringen sollte.
Die Belohnung hat anscheinend Ihre Wirkung gezeigt und das Original ist nach fast 25Jahren des Verschwundensein wieder öffentlich in Israel zu bewundern. Ihr Wert wird mittlerweile auf über 10 Millionen Dollar geschätzt. Da war die Belohnung für den unbekannten, reichen Besitzer nur eine kleine Herausforderung.

Autor:
Tourbillon Magazin - Ester Elionore Haldimann, Paris

28. März 2008

Das Halsband von Marie Antoinette




Als erste deutschsprachige Website kann ich euch über die Versteigerung einer detailgetreue Nachbildung, des berühmten Halsband der Königin Marie Antoinette berichten. Die gesamte Geschichte zu diesen Collier findest du in einen älteren Post. Das Halsband wurde von Juwelieren aus 657! Zirkonen gefertigt.




Die Versteigerung erfolgt bei Ebay Frankreich: Le Collier de la Reine:


Weitere interessante Devotionalien zur Familie Louis des XVI. findet Ihr direkt vom Hersteller im Titellink.

24. März 2008

Der Geruch von Paris

Unermüdlich auf der Jagd nach übelriechenden Miasmen*, führt Jean Noel Hallè* den Kampf der Desodorierung.
Drei Episoden aus seinem Alltag sollen uns als Einführung dienen.
Beginnen wir mit dem 14. Februar 1790. Seit dem Sturm auf die Bastille sind mehr als sechs Monate vergangen; der Schrecken hat sich gelegt. An diesem Tag steigt das Thermometer auf 4 Rèaumur; es herrscht Südost-Wind; am Pont de la Tournelle erreicht die Seine eine Wasserstand von fünf Fuß. Frühmorgens hat Jean-Noel Halle sich in Begleitung seines Freundes Boncerf auf den Weg gemacht, um die Gerüche an den Flussufern auszukundschaften oder, genauer gesagt, um sie mit prüfender Nase zu erreichen, Die beiden Gelehrten sind von Sociètè Royale de Medicine mit die Aufgabe betraut worden. Sie beginnen ihre Unternehmung am Pont Neuf, schreiten das rechte Ufer bis La Rapeè ab und überqueren den Fluß schräg gegenüber des Abwässerkanals der Salpetriere, um am linken Ufer zu ihrem Ausgangspunkt zurückzukehren, Das gewissenhaft Protokoll über den mehr als zehn Kilometer langen Fußmarsch liefert ein genaues Bild von der Vielfalt der Gerüche, In dem ganzen Text findet sich kein einziger Hinweis auf etwas Sichtbares. Eine recht unbefriedigende Lektüre für den, der malerische Beschreibungen liebt: er wird sich weder am Geschwätz der Wäscherinnen noch am lauten Treiben der Schiffsauslader diesseits und jenseits der Seine ergötzen können. Nichts als Gerüche. Eine Wegbeschreibung mit ungewöhnlichen Unterbrechungen, die den langen Strecken der von Unrat bedeckten „Anschwemmzonen“ den Vorrang gegenüber allen nicht stinkenden Uferbereiche gibt, wo die Quais oder Häuser direkt ans Wasser angrenzen.
Eine derartige Riechvermessung ist nicht ungefährlich. Man muss sich hüten vor übertriebener Kühnheit. muss die notwendige Vorsicht bewahren. An der gefürchteten Mündung des Geoblins Zuflusses geht der Begleiter von Jean-Noel gegen den Wind am Wasser entlang und watet durch den schwarzen Schlamm.
„Monsieur Boncerf, der sich an dieser Stelle stärker den aus Südosten kommenden Wind gewandt hatte und ans Ufer hinabgestiegen war, wurde von einem beißenden, alkalischen, stechenden und stinkenden Geruch überwältigt, der ihm derart auf die Atemwege schlug, dass sein Hals binnen einer halben Stunde zu schmerzen begann und seine Zunge merklich anschwoll. Unter dem Eindruck dieser schädlichen Ausdünstung warnte er, ich möge sogleich zur Straße zurückkehren; da ich oben an der östlichen Spitze des von Anschwemmungen verseuchten Uferbereichs geblieben war, der Wind aus meiner Position heraus als von Hinten kam, habe ich nichts Unangenehmes verspürt.“

Doch dies sind nur harmlose Scharmützel; die Tage der großen Schlacht erweisen sich als ungleich dramatischer. Kehren mir zu einem Ereignis zurück, das acht Jahre früher stattgefunden hat.
Am. 23. März 1782 versammeln sich die größten Kapazitäten der Hygiene und der Chemie vor dem Hotel de la Grenade in der Rue de la Parcheminerie. Die Senkgrube soll gereinigt werden. Ihre tödlichen Ausdünstungen sind bekannt. Überdies versichert due Hauswirtin, dass die Medizinstudenten eimerweise Leichenreste und den Fäkalien verborgen haben Das Ausmaß der Gefahr ist gar nicht zu ermessen, Academie Royale des Sciennes hat die Gelehrten Lavoisier, Le Roy und Fougeroux an den Ort des Geschehens entsandt, während die Chemiker Marcquer und Fourcroy sowie der Herzog von La Rochefoucauld, der Abeè Tessier und Jean-Noel Halle im Auftrag der Societe Royale de Medecine gekommen sind. Sie alle sollen die Wirksamkeit eines neuen „antimefitischen“* Mittel testen, erfunden von Sieur Janin, der zu Behaupten wagt, daß sein Essig die üblen Gerüche zerstört und die Miasmen bindet.
Es ist ein kalter Tag, nur 2 Reaumur um die Mittagszeit; der Wind kommt von Norden; im Laufe des Vormittags hat es heftig geschneit. Kurz, die meteorologischen Bedingungen erscheinen günstig. Während Janin seinen Essig versprengt, klettern Jean-Noel Halle und der Abbeè Tessier die Leitern hinauf und hinunter, um die unterschiedliche Intensität des Gestanks zu messen. Stundenlang nimmt das zwischen acht und neun Uhr morgens begonnene Experiment einen ungestörten Verlauf. Dann, gegen fünfzehn Uhr, kommt es zu einer dramatischen Wende: einer der Kloakenfeger erleidet einen Erstickungsfall und rutscht ab. Unter größten Schwierigkeiten gelingt es ihn aus der Grube zu bergen.
Die Augenzeugen drängen sich um den Todgeweihten. Ein junger Mann versucht, ihn durch Wiederbelebungsversuche zu retten, aber ohne Erfolg. Nun schaltet sich ein Fachmann ein, Monsieur Verville, Inspektor einer Gesellschaft, die den seit einigen Jahren bei Kloakenentleerung verwendeten Ventilator herstellt. Doch hören wir, wie Jean-Noel Halle das Los des unglückseligen Verville beschreibt:
„Kaum hatte er die Luft geatmet, die dem Mund des Sterbenden entströmte, schrie er „ ich bin tot!“ und fiel ohnmächtig um (…). Ich sah, wie er unter äußersten Anstrengungen um Atem rang, wie er an den Armen gehalten wurde, während er sich brüllend aufbäumte; abwechselnd hoben und senkten sich Brust und Bauch in heftigen, krampfartigen Bewegungen. Er hatte das Bewusstsein verloren; Seine Extremitäten waren kalt; der Puls wurde immer schwächer (…). Manschmal füllte sich der Mund sogar mit Schaum, die Glieder wurden steif und der Kranke schin einem wahren epileptischen Anfall ausgesetzt …“
Zum Glück kommt Monsieur Verville – der, um es noch einmal zu sagen, nur den Odem eines Sterbenden geatmet hat wieder zu sich und kann nach Hause gehen.
Ein weiterer Bericht von Monsieur Halle handelt von verschiedenen, krankheitserregenden Gerüchen, die sich in ihrer Lieblingshölle, dem Hospital entfalten.
„Es gibt einen stinkenden Geruch, ähnlich dem, der von Kleidungsstücken ausgeht, und eine Fauligen Geruch, der weniger hervortritt, aber durch den allgemeinen Ekel, den er auslöst, unangenehmer ist als der erste. Ein dritter, den man Verwesungsgeruch nennen kann, läßt sich als eine Mischung aus Saurem, Fadem und Stinkendem beschreiben, die Zersetzung und ist der widerwärtigste und all den Gerüchen, die im Hospital anzutreffen sind. Ein weiterer Geruch, der in Nase und Augen stickt, kommt von der Unsauberkeit; man könnte meinen, die Luft enthielt etwas Pulverförmiges, und wenn man sich auf die Suche macht, findet man gewiss feuchte, verstockte Wäsche, einen Haufen Unrat oder von gärenden Miasmen verseuchte Betten und Kleider. Die verschiedenen den besonderen Geruch des Brandes, den des Krebserregers und den Pesthauch, der sich bei Knochenfraß verbreitet. Doch was die Ärzte durch Erfahrung über diesen Gegenstand lernen, kann jeder erproben, wenn er nur die unterschiedlichen Gerüche in den Krankensälen vergleicht. Bei den Kindern roch es sauer und stinkend; bei den Frauen süß und faulig; von den Schlafsälen der Männer dagegen geht ein starker, aber nur stinkender und daher längst nicht so abstoßender Geruch aus.
Obwohl mehr auf Sauberkeit geachtet wird als früher, herrscht in den Krankensälen der guten Armen von Bicetre ein fader Geruch, der den zarten Personen schwach ums Herze wird.

* Miasma: Bis zu Pasteurs Entdeckungen wurden außerhalb des Körpers gebildete Ansteckungsstoffe, inbesondere giftige Ausdünstungen des Bodens, als Miasmen bezeichnet.
*antimefitisch: Mittel, die den stinkenden, verpesteten Dünsten entgegenwirkten


*Die Berichte stammen von den berühmten französichen Arzt Jean Noel Halle geb in Paris 6. 1. 1754 gest. 11. 2. 1822 ebenda

18. März 2008

Ostern


Ich wünsche allen Lesern ein frohes Osterfest.

Der Beitrag von Rudolf I. von Habsburg und Louis dem IX. als herausragende Mitglieder ihrer Sippe werden zu Ihrem Wiegenfeste geehrt. Das ist Ende April bzw Anfang Mai.

Weiters ist eine umfangreiche Maria Magdalena Geschichte in Vorbereitung.

12. März 2008

Der Briefwechsel der Habsburger






Alfred von Arneth, Hofbibliothekar des Wiener Hof- und Kammerarchivs hat im 19. Jahrhundert mehrere Bücher mit den Originalbriefen der Königin Marie Antoinette, der Kaiserin Maria Theresia und Kaiser Joseph II. mit Leopold von der Toskana veröffentlicht.

Die Bücher sind als ebook entweder als Faksimile oder auch als Dokument mit dem Titel dieses Posts verlinkt. Die Briefe sind in Original, das heißt in französischer Sprache gedruckt.
Bitte Kopierrechte beachten

Todesursache NAPOLEONS entdeckt!



Der Pathologe Lugli stellte ein Team von Rechtsmediziner, Internisten, Pathologen, Onkologen zusammen, dazu sein Frau, eine Anästesitstin.
Zwei Fragen wollten sie klären:
Lässt sich aus medizinischer Sicht tatsächlich nicht sagen, woran Napoleon starb?
Und: Hätte er noch einmal in die Geschichte eingreifen können, wenn er von St. Helena freigekommen wäre?
Alessandro Luigi suchte sich Hosen des Verbannten und maß die Bundweite. So wies er nach, dass Napoleon in seinen letzten Lebensmonaten Gewicht verlor, bis zu 15 Kilogramm. Nicht das Gewicht zählte, sondern der Gewichtsverlauf.
Dann studierte er Augenzeugen bereichtem Memoiren von Mätressen und Kammerdienern. Und den Autopsiebericht, verfasst von des Kaisers Leibarzt, Francesco Antonmarchi.

Napoleon starb am 5. Mai 1821, seine Leiche wurde schon am folgenden Tag obduziert. Antonmarchi entdeckte einen großen Tumor, über zehn Zentimeter lang, der vom Mageneingang bis zum Magenausgang reichte. Die um liegenden Lymphknoten fand er vergrößert und verhärtet, am Magenausgang war ein zweiter, kleiner Tumor, verwachsen mit der Leber. Im Darm stieß Antomarchi auf eine dunkle, körnige, stinkende Masse, die aussah wie „Kaffeesatz“. Sie entsteht, wenn frisches Blut sich mit Magensäure vermischt.
Keine Anzeichen einer Vergiftung. „Die Hände sind ein bisschen klein“, schrieb Antonmarchi, „aber schön und sehr gut gestaltet.“

Luiglis Team, das war das Neue an seiner Idee, verglich daraufhin den historischen Befund mit den Daten von 135 Magenkrebspatienten der Gegenwart. So bestimmten sie die Größe, die Eindringtiefe, die Streuung. Napoleon hatte danach mindestens einen Tumor im Stadium T3N1M0 – selbst heute eine Diagnose mit geringer Überlebenschance.
Offenbar, sagte Lugli, hat sich der Korse irgendwann mit dem Bakterium Helicobacter pylori infiziert. Im Oktober 1815 war daraus eine Gastritis entstanden, aus der sich ein Magengeschwür entwickelte. Ab Oktober 1820 verschlechterte sich Napoleons Zustand dramatisch, Schmerzen beim Schlucken, Fieber und nächtliche Schweißausbrüche schwächten ihn.
Todesursache, darauf deutete der Kaffeesatz hin, war offenbar eine massive Magenblutung,
Vie Jahre Lang haben Lugli und seine Helfer daran gearbeitet. Für sie steht zweifelsfrei fest: Der Kaiser wurde nicht von seinen Feinden besiegt, sondern von einem Bakterium. „Ob er zusätzlich vergiftet wurde“, sagt Lugli strahlend, „spielt bei diesem Tumorstand keine Rolle.“

Dieser Text entstammt zum Teil einem Artikel Der Zeitschrift Spiegel Ausgabe Nr. 7 aus 2/2007

Genremalerei




















Eine Kunstart die im 19. Jahrhundert gepflegt wurde.
Es wurden Situationen und Bilder in einer huldvollen und romantisch, verklärte Art gewählt die technisch gut ausgeführt, meist posthum angefertigt wurden.
Drei Bilder zeigen Kunstwerke des Malers Joseph Caraud der einige Sujets zur königlichen Familie mit Louis XVI. und Marie Antoinette anfertigte.

Zu dieser Zeit gab es noch nicht die Qualität guter Portaitfotographie und Genremalerei ist heute oft erheiternd auf die Situation bezogen.
Auch war die Art der Malerei in der Plakatkunst zu finden und viele Illustratoren und Künstler verdienten mit Plakat- oder Schildermalerei so Ihren Unterhalt noch bis Mitte des vorigen Jahrhundert.
Ab den 2. Weltkrieg wurde diese Art des Kunsthandwerks durch Photographie Illustration und Airbrush ersetzt.

Ein Teil der obigen Bilder wurden dem Blog: Rom, Römer am Römsten entnommen

10. März 2008

Musik am Französischen Hof - Teil II






AM HOF
LOUIS XV. & XVI.





Erst mit dem Einzug Louis XV in Versailles (man hatte den Palast nach dem Tode Louis XIV verlassen) nahm die Hofmusik einen neuen Aufschwung.
Oberhofmeister wurde André Cardinal Destouches, doch in Paris machte ein anderer Mann von sich reden:
Jean Philippe Rameau, er war eigentlich Organist und Musiktheoretiker, dann im alter von 50 Jahren brachte er eine Oper auf die Bühne „Hippolyte et Aricie“, diese Oper war so neuartig und doch zutiefst französisch, dass sie einen Skandal herauf beschwörte.

Doch die Entrüstung schlug bald um in Begeisterung und man führte seine Werke genauso oft auf wie die von Lully und Campra.


Aufführung des Prunkballetts "La Princesse de Navarre" von Rameau zur Hochzeit des Dauphins dem Vater Louis XVI.

1745 hatte Rameau Gelegenheit gleich mit mehreren Werken den Hof zu beehren.
Der König war begeistert und nahm ihn in die königliche Kammer auf.
Zu dem Ballett „Le Temple de la Gloire“ schrieb sogar Voltaire das Libretto, doch der König würdigte ihn keines Blickes.

Neben Rameau stieg noch ein weitere Musiker in höchste Gunst auf:
Jean Joseph Cassanea de Mondonville wurde zum Liebling der Pompadour, sie sang sogar einige Rollen in seinen Pastoralen.

Paris wurde allerdings erneut durch einen musikalischen Schock erschüttert: Eine italienische Truppe war in der Stadt und spielte eine kleine komische Oper von Pergolesi „La serva Padrona“ (Die Magd als Herrin) da hier der Adel verspottet wurde fand dieses Werk großen Anklang bei den Philosophen und gebildeten Bürgen, allen voran Jean Jacques Rousseau.

Man trug fast einen Religionskrieg in Sachen Musik aus, welcher Stil nun der bessere sei, der französische oder der italienische. Doch schon längst versuchten viele Komponisten Europas die beiden Musikstile zu vermischen.

Rameau wurde zur Galionsfigur der französischen Partei, doch war ihm das sichtlich unangenehm. Dieser Musikstreit sollte das Volk und den Hof auf kultureller Ebene für immer auseinander bringen.
Denn der König verbot die Aufführung italienischer Opern.
Im Concert Spirituel das von der Familie Philidor (ebenfalls eine berühmte Musikerdynastie am Hofe) gegründet wurde war es seit der Gründung üblich zwischen den großen Motetten Lullys, Campras und Delalandes italienische Concertos und Sonaten aufzuführen.
So wurden hier Vivaldis 4 Jahreszeiten mit großem Erfolg gegeben und Georg Philipp Telemann, der berühmteste deutsche Komponist der Epoche hatte hier mehrere Auftritte.

Der kleine Mozart spielte sogar vor der königlichen Familie, später sollte er sich um eine Organistenstelle am Hof bewerben, doch wegen mangelnder Qualifikation wurde er abgelehnt....

Der Musikstil unter Louis XV blieb erzkonservativ. Während in Europa langsam die modernen Symphonien entstanden spielte man hier noch immer im alten französischen Stil.
Und so muss die Dauphine Marie Antoinette nicht schlecht gestaunt haben als zu ihrer Hochzeit im Opernhaus von Versailles die alte Tragödie „Persée“ von Lully aus dem Jahre 1682 gegeben wurde.

AM HOFE LOUIS XVI UND MARIE ANTOINETTES

Doch mit dem Tode Louis XV sollte sich einiges ändern, Louis XVI war weniger in Musik vernarrt als seine Vorgänger und Marie Antoinette bevorzugte lieber das außergewöhnliche als das Niveauvolle...

Doch mit Marie Antoinette kam auch ihr ehemaliger Cembalolehrer nach Paris, Christoph Willibald Gluck. Hier führte er seine erfolgreichsten Werke auf:
Die französische Fassung von „Orfée et Euridice“ „Iphigenie en Aulide“ „Alceste“ und „Armide“. Außerdem komponierte ein pompöses Ballett für die Hochzeit Louis XVI und Marie Antoinette.




Frankreich öffnete sich mehr und mehr den europäischen Musikeinflüssen und so wurde Paris trotz der konservativen Haltung des Hofes das neue Zentrum der Symphonie in Europa. (Diese Stellung gab die Stadt erst mit der Zunahme der Unruhen an Wien ab).
Franz Josef Haydn spielte hier seine 6 Pariser Symphonien.

Ein Abenteurer aus der neuen Welt wurde der Oberhofmeister der Musik der Königin: Jean Joseph Boulogne Chevalier de Saint Georges, ein Nachkomme von Sklaven, jetzt Offizier, Degenheld und der Schwarm der Frauen.

Antoine Dauvergne wurde von Louis XVI zum Oberhofmeister der Musik ernannt, doch der wahre Star war André Modeste Grétry, der in Paris und am Hof heitere Opern gab die sogar den Erfolg von Gluck in den Schatten stellte. Aber auch berühmte Italiener waren hier zu Gast Antonio Salieri und Antonio Sacchini komponierten einige Opern für den Hof in Versailles.

Mit der Auflösung des Hofes brach auch das kulturelle Leben zusammen. Die Schreckensherrschaft legte eine solche Zensur an den Tag, dass es einigen Komponisten den Kopf kostete weil ein König in ihren Opern auftrat...

Der Text entstammte der Feder "Duc de Berry`s",
entnommen dem letzten, wahren Marie Antoinette Forum

Zum Originaltext im Marie Antoinette Forum

7. März 2008

Musik am Französischen Hof - Teil I









AM HOF
LOUIS XIII & LOUIS XIV













Die Musik spielte seit je her eine wichtige Rolle am französischen Hof, vielleicht mehr als an jedem andern Hof in Europa.
Das höfische Ballett, indem zuerst nur die männlichen Adligen tanzten wurde zu einem der wichtigsten Repräsentationsmittel und was die höfischen Tänze angeht, so war auch hier der frz. Hof stilbildend.

Ganze Generation von Musikern, Komponisten Tanzmeistern und Instrumentenbauern standen in Diensten der Bourbonen.

Louis XIII war es der die "24 Violons du Roi" gründete, das erste feststehende Orchester Europas!
Er war nicht nur Musikbegeistert sondern selbst ein talentierter Komponist der einen sicheren Geschmack bei der Auswahl seiner Hofmusiker besaß.
Louis XIII tanzte oft Ballett und er selbst komponierte auch ein eigenes Hofballett.

Das "Ballet de Cour" ist allerdings nicht mit dem modernen Ballett zu vergleichen. Denn neben den Balletten selbst (bestehend aus dem Entrée, dem eigenetlichen Tanz und dem Abgang) gab es noch Chorszenen, die beliebten "Airs de Cour" (Lautenlieder) und rezitierte Poesie. Dann natürlich die prächtigen Kostüme und Dekors der Bühne.
Dazu kam noch eine aufwendige Bühnenmaschinerie.


In Italien entstand gerade die Oper. In Florenz hatte man im Hause des Grafen Bardi mehr durch Zufall die erste Oper (Daphne von Jacopo Peri) erschaffen. Die zweite Oper dieser Art (Euridice ebenfalls von Peri) wurde zur Hochzeit von Henrich IV von FRankreich und Maria de Medici aufgeführt. Doch in Frankreich konnte man diesem neuen Spektakel nicht so recht etwas abgewinnen.

Erst in der Zeit der Regentschaft des Kardinals Mazarin und der Mutter des Sonnenkönigs Anna von Österreich wurden die ersten italienischen Opern in Paris aufgeführt - vornehmlich von Luigi Rossi (Orfeo) und Francesco Cavalli (Xerse / Ercole amante).

Doch noch immer streubte sich vor allem der Adel und der junge König gegen diese Art Unterhaltung, allein die neuen Bühnenmaschinen von Torelli begeisterten.
In dieser Zeit kam auch ein Knabe aus Florenz an den frz. Hof.
Giovanni Battista Lulli war Sohn eines Müllers und schloß sich dem Gefolge der Mademoiselle de Guise an. Er sollte bei ihr als Dollmetscher arbeiten, wurde dann am Hof zum Küchenjunge und zum Kammerdiener.
Er erhielt seine ersten Musikunterricht und zeigte ernormes Talent.

Er schloß Freundschaft mit dem jungen Louis XIV und nach niederschlagung des Fronde-Aufstandes komponierte er einige Passagen in dem "Ballet Royal de la Nuit"
Hier trat Louis XIV zum ersten Mal als die Sonne auf.

In der Folgezeit komponierte er weitere Ballette jetzt ohne die Beteiligung der alten Meister die den Aufstieg des jungen italieners mit argwohn betrachteten.



Eine sehr informative Seite zu Lully mit etlichen Bildern und Musikbeispielen:
http://sitelully.free.fr/

Er wurde zum Hofkomponisten ernannt und zum Komponisten der königlichen Familie. 1661 nach dem Tode Mazarins übernahm Louis XIV die Regierung und seine erste Amtshandlung war die Gründung der königlichen Akademie der Musik und des Tanzes.
Der Sonnenkönig war so Musikbesessen, dass ihm eine Gruppe von Streichern überall hin folgen musste.
Lully wurde Franzose und Oberhofmeister der Musik, von nun an nannte er sich Jean Baptiste Lully.
1660 hatte Louis XIV die spanische Infantin Maria Theresia geheiratet zu diesem Anlass wurde die Prunkoper "Ercole amante" von Cavalli gegeben, Lully komponierte die Ballettmusik. Der König tanzte hier zum zweiten Mal die Rolle der Sonne und das brachte ihm den Spitznamen "Sonnenkönig" ein. Die Oper wurde indes kühl aufgenommen.

Das berühmte Fest in Vaux fand statt, dort erregte der Finanzminister Fouquet den Zorn des Königs da dieser sich auf Kosten der Staatskasse einen Palast erbauen ließ, der alles bis dahin dagewesene in den Schatten stellte. Aber hier fand auch eine besondere Zusammenarbeit zwischen Lully und dem berühmten Molière statt.
Die Ballettkomödie wurde geboren.
(Man hatte zuwenig Schauspieler, um den Darstellern genug Zeit zu geben sich umzuziehen wurden kleine Ballette eingeschoben - es war ein riesen Erfolg).

Louis XIV entschloss sich Versailles auszubauen, besonders der Park sollte vergrößert werden. In nur einigen Jahren wurde die Pracht von Vaux übertroffen und mit dem Fest "Les Plaisirs de l'Isle enchantée" wurde der frz. Hof mit einem Schlag zum Strahlendsten Platz Europas.
Das Fest gehört zu den bedeutendsten Festen in der Geschichte von Versailles, es dauerte 7 Tage und es wurden mehrere Ballette von Lully gegeben, zwei Ballettkomödien von Lully und Molière und eine Lotterie.
Der Höhepunkt war die Zerstörung des Palastes der Alcina, ein Staffagebau der auf einer künstlichen Insel im Kanal von Versailles angelegt war.

Bis 1671 arbeite Lully mit Molière zusammen, ihre Werke wurden in ganz Europa berühmt.
In dieser Zeit wurde von Robert Cambert die erste frz. Oper "Pomone" auf die Bühne gebracht, Lully beobachtete den Erfolg des Werkes mit großem Neid.
Er war Zeitlebens ein Intrigant gewesen und so stürzte er Cambert in den Ruin, als dieser im Gefängnis saß versprach Lully ihm die Freiheit wenn er ihm die Opernrechte überließ.

Lully überwarf sich mit Molière und die einstigen Freunde trennten sich im Streit, Molière starb 1673 auf der Bühne in der Rolle seiner letzten Komödie "Der eingebildete Kranke".

Lully indes verschwendete keine Zeit und brachte seine erste Oper auf die Bühne "Cadmus et Hermione", hier entwickelte er das "Air de Cour" zu ganz eigenen frz. Rezitativen um, und gab den Ballettszenen und Chören großen Raum.
Im Gegensatz zu den Ballettkomödien griff er nun wieder auf die Thematik der alten Ballette zurück: die griechische Mythologie.

Jedes Jahr folgte nun eine große Oper, auch auf dem Gebiet der geistlichen Musik setzte er Maßstäbe.
Sein Musikstil wurde in ganz Europa nachgeahmt und er hatte Schüler aus allen Teilen Europas.
Doch 1685 begann sein Stern zu sinken.
Madame de Maintenon die neue geheime Gemahlin des Sonnenkönigs brachte den König dazu Lully für sein ausschweifendes Leben zu tadeln.
Er viel in Ungnade.

1687 dirigierte er sein Te Deum um die Genesung des Königs zu feiern, doch Lully, ein temperamentvoller Mann, stieß den langen Taktstab mit dem er den Takt auf den Boden hämmerte in seinen Fuß. Die Wunde entzündete sich bald und Lully starb an Wundbrand.

Die Hofmusik war indes ein großes Vorbild für Europa geworden.
Man hatte die Musiker (300 an der Zahl) in große Sektionen eingeteilt:
die "24 Violinen des Königs", das große Orchester mit der Untersektion "La Petite Bande" welche Lully persönlich unterstand,
die "Chambre du Roi" hier wurden nur die absoluten Spitzenmusiker aufgenommen, die Chapelle Royale mit ihren 2 Chören die im Schichtbetrieb Dienst hatten und mit 4 Sous Maitres die Quartalsmäßig Dienst hatten und die "Grande Ecurie de Versailles" mit der Untersektion "La Bande des Hautbois du Roi" hier waren die Blasinstrumente vertreten und hier wurde hauptsächlich zeremonielle bzw. Militärmusik gespielt.

Diese Einteilung blieb bis zur Auflösung des Hofes von Versailles unverändert.

Nachfolger Lully wurde Michel Richard Delalande der sich vor allem auf dem Gebiet der Kirchenmusik verdient machte.
André Campra wurde in dieser Zeit zum beliebtesten Opernkomponisten, er schuf eine neue Form des Ballett de Cour, das „Opera Ballet“ „L’Europe Galante“ ist das erfolgreichste Werk von ihm.

In den letzten Jahren des Sonnenkönigs nahm auch die Kammermusik an Bedeutung zu, denn der König bevorzugte nun die intimeren Kammerkonzerte, meistens von Francois Couperin seinem Cembalomeister geleitet. Bei diesen Konzerten waren meist nur er und Madame de Maintenon anwesend.

Nach dem Tode des Sonnenkönigs übernahm der Regent, Philippe d’Orlèans die Regierung, da Louis XV noch zu jung war. Der Musikstil blieb unverändert.

Der Text entstammte der Feder "Duc de Berry`s",
entnommen dem letzten, wahren Marie Antoinette Forum
Zum Originaltext im Marie Antoinette Forum